Ich kann mich
nicht anders begreifen denn als Ich, das heißt als sich selbst
Setzendes, also als Anschauendes. Jener Begriff ist also der Begriff
eines Anschauens und in dieser Rücksicht selbst Anschauung zu nennen.
Das Ich ist sich selbst setzend (ein sich selbst setzendes Auge), und
als solches wird //41// es
begriffen, also begriffen als Anschau- ung. C ist Begriff in Beziehung
auf A, Anschauung in Beziehung auf ein mögliches x. Ich finde mich
anschauend als anschauend Etwas x. (Die innere und äußere Anschauung ist
bei Kant nur sinnlich, das Ich erscheint bei ihm nur als bestimmt, bei
mir aber als bestimmend.)
Im vorigen Paragraphen war C nur Begriff, hier ist es Begriff und Anschauung. In der Folge wird es Anschauung sein; es kann Verschiedenes bedeuten, je nachdem es in verschiedenem Verhältnisse gesetzt wird.
Das Ich in C wurde gefunden als sich selbst setzend; wurde in C nicht in Tätigkeit, sondern in Ruhe gefunden, als ein sich selbst setzendes Gesetztes. Seine Tätigkeit als solche ist aufgehoben, sie ist eine ruhende Tätigkeit, die aber doch eine Anschauung ist und bleibt. Wie nun allenthalben die Anschauung einem Begriffe entgegesteht und sie selbst nur durch diesen Begriff möglich ist, so ists auch hier. Dies [dem] C Entgegengesetzte ist nun das, was wir oben D nannten. Der Charakter des Begriffs überhaupt ist Ruhe, nun ist C als Anschauung betrachtet schon Ruhe, da nun D in Rücksicht auf C Ruhe ist, so ist es Ruhe der Ruhe; was ist nun D?
Indem C dem D entgegengesetzt wird, ist es allerdings Tätigkeit, die durch freie Selbstbestimmung zur wirklichen Tätigkeit hervorgerufen werden kann. Es ist Tätigkeit dem Wesen nach (C ist Tätigkeit des Ich als Substanz betrach- tet, wovon weiter unten, denn hier bleibt es bloße Redensart.) Das Gegenteil dieser Tätigkeit D wäre nun reelle Nega- tion von Tätigkeit, nicht bloß Privation, die Tätigkeit Aufhebendes, Vernichtendes, nicht Zero, sondern negative Größe. Dies ist der wahre Charakter des eigentlichen Seins, dessen Begriff man mit Unrecht für einen ersten unmittelbaren gehalten hatte – denn der einzige unmittelbare Begriff ist der der Tätigkeit.
Sein negiert in Beziehung auf ein außer dem Sein gesetztes Tätiges; durch Sein wird Machen aufgehoben. Was ist, kann nicht gemacht werden. Sein negiert Zweck in Beziehung auf das Setzende; was ich bin, kann ich nicht werden.
So hat der gemeine Menschenverstand, ohne es zu wissen, die Sache immer genommen. Mit der Existenz der Welt wollte er sich nicht begnügen, er stieg zu einem Schöpfer auf.
Im vorigen Paragraphen war C nur Begriff, hier ist es Begriff und Anschauung. In der Folge wird es Anschauung sein; es kann Verschiedenes bedeuten, je nachdem es in verschiedenem Verhältnisse gesetzt wird.
Nota.
- Fichte hat den Ausdruck Dialektik nie
für seine Methode in Anspruch genommen, und der Nachfolger auf seinem
Berliner Lehrstuhl, der ihn zum Arkanum seines totalitären Systems
machte, hat aus Fichtes 'analytisch-synthetischer Methode' gerade das entfernt, was den Ausdruck Dia lektik rechtfertigen könnte: das treibende Moment des schlechterdings wollenden
Subjekts, und an seine Stelle die 'Selbstbewegung des Begriffs' gesetzt
- der zwar hier in dieser, dort in jener Bestimmung 'erscheint', aber
doch immer er selber, immer Begriff bleibt; immer Objektivum.
In
einer rationellen Dialektik tritt der Begriff dagegen stets nur als
eine Vorstellungsweise des wollenden Sub-jekts auf, so wie die Anschauung auch, und wenn sie miteinander 'die Stelle wechseln' können, so nur, weil jenes seine Stellung wechselt.
JE
Das Ich in C wurde gefunden als sich selbst setzend; wurde in C nicht in Tätigkeit, sondern in Ruhe gefunden, als ein sich selbst setzendes Gesetztes. Seine Tätigkeit als solche ist aufgehoben, sie ist eine ruhende Tätigkeit, die aber doch eine Anschauung ist und bleibt. Wie nun allenthalben die Anschauung einem Begriffe entgegesteht und sie selbst nur durch diesen Begriff möglich ist, so ists auch hier. Dies [dem] C Entgegengesetzte ist nun das, was wir oben D nannten. Der Charakter des Begriffs überhaupt ist Ruhe, nun ist C als Anschauung betrachtet schon Ruhe, da nun D in Rücksicht auf C Ruhe ist, so ist es Ruhe der Ruhe; was ist nun D?
Indem C dem D entgegengesetzt wird, ist es allerdings Tätigkeit, die durch freie Selbstbestimmung zur wirklichen Tätigkeit hervorgerufen werden kann. Es ist Tätigkeit dem Wesen nach (C ist Tätigkeit des Ich als Substanz betrach- tet, wovon weiter unten, denn hier bleibt es bloße Redensart.) Das Gegenteil dieser Tätigkeit D wäre nun reelle Nega- tion von Tätigkeit, nicht bloß Privation, die Tätigkeit Aufhebendes, Vernichtendes, nicht Zero, sondern negative Größe. Dies ist der wahre Charakter des eigentlichen Seins, dessen Begriff man mit Unrecht für einen ersten unmittelbaren gehalten hatte – denn der einzige unmittelbare Begriff ist der der Tätigkeit.
Sein negiert in Beziehung auf ein außer dem Sein gesetztes Tätiges; durch Sein wird Machen aufgehoben. Was ist, kann nicht gemacht werden. Sein negiert Zweck in Beziehung auf das Setzende; was ich bin, kann ich nicht werden.
Nota.
- Die
Dialektik von A, B, C und D ist schwindelererregend. Ob das wirklich
nötig war? Aber ich denke, er wollte nunmal auf seine Schlussfolgerung
heraus: Der 'erst, unmittelbare' Begriff ist nicht Sein, sondern
Tätigkeit. Sein ist nicht nur ein Mangel an Tätigkeit, sondern
Anti-Tätigkeit, Wider(Gegen-)stand der Tätigkeit.
So entpuppt sich die radikale Transzendentalphilosophie, "echter durchgeführter Kritizismus", nicht bloß als eine implizite Anthropologie, sondern als eine Metaphysik sui generis, im allerstärksten Sinn: eine aktualistische Fundamentalontologie; als solche aber keine theoretische Voraussetzung, sondern praktisches Postulat.
JE
So hat der gemeine Menschenverstand, ohne es zu wissen, die Sache immer genommen. Mit der Existenz der Welt wollte er sich nicht begnügen, er stieg zu einem Schöpfer auf.
Sein ist Charakter des NichtIch, der Charakter des Ich ist Tätigkeit, der Dogmatismus geht vom Sein aus und erklärt dies fürs Erste, Unmittelbare.
Indem die Tätigkeit des Ich ruhend ist in C, ist die Tätigkeit des Ich vernichtet durch das NichtIch. Jene Tätigkeit in C, die nicht eigentlich Tätigkeit ist, die man aber nennen kann die Substanz des Ich, zeigt sich wenigstens in so fern als Tätigkeit, dass sie eine Anschauung ist. Das Entgegengesetzte wäre sonach keine Anschauung, es wäre reelle Negation des Anschauens, ein Angeschautes; dies wäre abermals der Charakter des NichtIch, daher ist das NichtIch als Ding an sich eine Absurdität. Es muss immer bezogen werden auf ein Anschauendes.
Wir haben oben gesehen: Auf der Notwendigkeit des Entgegensetzens beruht der ganze Mechanismus des menschlichen Geistes; die Entgegengesetzten sind ein und dasselbe, nur angesehen von verschiedenen Seiten. Das Ich, welches in dem Beabsichtigten liegt, und das NichtIch, welches in dem Gegebenen liegt, sind ein und dasselbe. Es sind nur zwei unzertrennliche Ansichten darum, weil das Ich Subjekt-Objekt sein muss. Aus letztem Satze geht alles hervor.
Aus der ursprünglichen Anschauung entstehen zwei Reihen, die subjektive oder das Beabsichtigte und das Objektive oder das Gefundene; beide können nicht getrennt werden, weil sonst keine von beiden ist. Beide Ansichten desselben, subjektive und objektive, sind beisammen, heißt: Sie sind nicht nur in der Reflexion unzertrennlich, sondern sie sind auch als Objekte der Reflexion eins und dasselbe. Die Tätigkeit, die in sich zurückgeht, welche sich selbst bestimmt, ist keine andere als die bestimmbare, es ist dieselbe und unzertrennliche.
Das NichtIch ist also nichts anderes als eine andere Ansicht des Ich. Das Ich als Tätigkeit betrachtet gibt das Ich, das Ich in Ruhe betrachtet das NichtIch. Die Ansicht des Ich //43// als Tätiges kann nicht stattfinden ohne die Ansicht des Ich als Ruhenden [sic], d. h. NichtIch. Daher kommts, dass der Dogmatismus, der das Ich nicht in Tätigkeit denkt, gar kein Ich hat. Sein Ich ist Akzidens des NichtIch. Der Idealismus hat kein NichtIch, das NichtIch ist ihm nur eine andere Ansicht des Ich. Im Dogmatismus ist das Ich eine besondere Art vom Dinge, im Idealismus das NichtIch eine besondere Weise, das Ich anzusehen.
Nota.
- Das ist ein rhetorischer Kniff, den gesunden Menschenverstand, weil er sich zur Welt naiv einen Schöpfer denkt,
zum Kronzeugen gegen den Dogmatismus aufzurufen. Er ist im Gegenteil
ein Dogmatiker von Ursache und Wirkung - dass etwas 'ist', ohne dass
einer es bewirkt hätte, kann er sich schlechterdings nicht vorstellen;
deshalb kommt er, wie wissenschaftlich er sich auch drapiere, im
Angesicht des Faktums der Freiheit regelmäßig ins Schlingern.
Wie ist das nun mit dem Finden und der Absicht?
Wenn ich nicht auf irgendwas absähe, würde ich nie etwas finden: Fichte
hat das ursprüngliche Wollen des Menschen an den Anfang der
Wissenschaftslehre gesetzt. Was immer Eingang ins Bewusstsein findet -
das Absehen ist immer die Bedingung. So sagt der
Transzendentalphilosoph, doch sobald er das Katheder verlässt, ist er
Realist wie alle andern: Die Menschen wären nie aufs Abse-hen verfallen,
wenn sie nicht tatsächlich Etwas gefunden hätten; etwas, das ihnen fremd, also unbestimmt war und zum Bestimmen herausforderte.
Es ist immer alles dasselbe, das wiederholt er oft genug; aber eben immer wieder von der nächsthöheren Stufe aus betrachtet.
JE
§ 2 (diktiert 1798)
Jene Tätigkeit der Reflexion als solche, durch welche die Intelligenz sich selbst setzt, wird, wenn sie angeschaut wird, angeschaut als eine sich bestimmende Agilität, und diese wird angeschaut als ein Übergehen aus dem Zustande der Ruhe und Unbestimmtheit, die jedoch bestimmbar ist, zu dem der Bestimmtheit. Diese Bestimm-barkeit erscheint hier als das Vermögen, Ich oder NichtIch zu denken, und es werden sonach in dem Begriffe der ersten die beiden letzten Begriffe notwendig mitgedacht und einander gegenüber gesetzt. Beide Begriffe erscheinen sonach bei Erregung der selbsttätigen Reflexion als etwas unabhängig von derselben Vorhandenes, und der Charakter des NichIch ist das Sein, eine Negation.
§2
Man
werde ferner finden, wird behauptet, dass man sich im Entwerfen des
Begriffs vom Ich nicht tätig setzen könne, ohne diese Tätigkeit als eine
durch sich selbst bestimmte, und diese nicht ohne ein Übergehen von der
Unbestimmtheit oder Bestimmbarkeit zu setzen, welches Übergehen eben
die bemerkte Tätigkeit ist ( N. 1 et 2 supra).
Den durch die bestimmte Tätigkeit entstandenen Begriff könne man
gleichfalls nicht fassen, ohne ihn durch ein entgegengesetztes NichIch
zu bestimmen, das Bestimmbare sei dasselbe, was oben das Ruhende war
(§1), weil es eben zur Tätigkeit bestimmt wird, und das, was in
Beziehung auf die Anschauung des Ich Begriff desselben sei, sei [in Beziehung] auf das NichtIch Anschauung. //44// Es sei nämlich Begriff des Anschauens (N. 4). Dem NichtIch komme zu Folge der Entgegensetzung zu der Charakter der Negation der
Tätigkeit, das ist der des Seins, welcher der Begriff aufgehobener
Tätigkeit, sonach nicht ein irgend ursprünglicher, sondern ein von der
Tätigkeit abgeleiteter und negativer sei.
Nota.
- Dies ist die ausdrückliche anthropologische Prämisse
der Wissenschaftslehre: Der Mensch wird zum Ich, weil er
schlechterdings tätig, und das heißt, weil er schlechterdings wollend
ist. Wollen heißt bestimmen wollen. Das Ich ist schlechterdings
tätig heißt, das Ich ist schlechterdings übergehend vom Bestimmbaren zum
Bestimmten. Ein Unbestimmtes 'gibt es' - nämlich für ein Ich - gar
nicht: Denn indem es einem Ich vorkommt, wird es bestimmt als ein Zubestimmendes.
Das
ist nicht die Bewusstseinsverfassung des nomadisierenden Hirten, auch
nicht die des Ackerbauern. Es ist die Bewusstseinsstellung der Menschen
in der bürgerlichen Gesellschaft.
Und wenn nicht, finden sie sich dort nicht zurecht. Insofern ist die Wissenschaftslehre auch eine pädagogische Doktrin.
Und wenn nicht, finden sie sich dort nicht zurecht. Insofern ist die Wissenschaftslehre auch eine pädagogische Doktrin.
JE
Hatten wir hier [Grundlage] etwas postuliert, so wäre es das Erkenntnis überhaupt des Übergehens vom Ich zum Vorgestellten. Dass diese Erkenntnis, dies Objektive bestimmt sein müsse, ist in der Anschauung nachgewiesen. Aus dieser notwendigen Bestimmtheit ist Bestimmbarkeit und aus dieser das NichIch deduziert. In diesem Stücke nun [WL nova methodo] ist der beobachtete Gang völlig umgekehrt. Es wird das ausgegangen vom Entgegensetzen des NichtIch, und es wird postuliert als absolut (§2). Aus diesem Entgegensetzen wird das Bestimmen abgeleitet (§3). Beide Wege sind richtig; denn die notwendige Bestimmtheit des Ich und das notwendige Sein des NichtIch stehen im Wechsel. Man kann von einem zum andern übergehen. Beide Wege sind möglich.
Aber gegenwärtiger hat die Vorzüge: Die Bestimmtheit des Ich ist zugleich Verbindungsmittel zwischen Ich und NichtIch. Was nach der gegenwärtigen Darstellung Verhältnis zwischen Bestimmtheit und Bestimmbarkeit genannt wurde, heißt im Buch Quantität, zuweilen auch Quantibilität. Dies hat zu Missverständnissen Veranlassung gegeben. Quantität hat eigentlich nur das Setzende. Aber davon ist hier noch gar nicht die Rede. Der 3. Paragraph würde jetzt der 2. sein, und umgekehrt. Mit dem NichtIch ist abermal[s] ein anderer Weg eingeschla-gen worden, das NichIch ist nicht unmittelbar, sondern mittelbar postuliert worden.
P. 18, N.1. Durch diesen Satz wird das absolute Entgegensetzen überhaupt nachgewiesen.
P. 20, N.6. Das Entgegensetzen. Man kann Handeln nicht setzen //45// ohne Ruhe, Bestimmtes nicht ohne Bestimbares, Ich nicht ohne NichtIch, und daher kommt Einheit des Handelns und Einheit des Bewusstseins heraus.
P. 21, N.9. Hier wird erwiesen das absolute Entgegensetzen. Wenn dies unmöglich wäre, wem könnte etwas entgegengesetzt werden? Das Ich ist absolut gesetzt, also das absolut Entgegengesetzte ist das NichtIch.
P. 23, § 3. „mit jedem Schritte“ pp, es ist eigentlich nur von einem Deutlichmachen dessen, was in uns vorgeht, die Rede, es wird in der alten Weise fortgegangen und nur analysiert.
P. 24, N.1. „insofern“. In dem insofern liegt schon das, was abzuleiten ist, mit drin. Insofern bedeutet Quantität, Sphäre. Man könnte sagen: Wenn das NichtIch gesetzt ist, so ist das Ich nicht gesetzt. Nun soll in dem Bewusstsein das NichtIch vorkommen, und in demselben Bewusstsein auch das Ich; denn das NichtIch setzt nichts ohne ein Ich. Ein Gegenteil versteht man nicht, ohne sein Gegenteil mitzusetzen.
P. 26, N.1. Da nun Entgegengesetztes beisammen bestehen soll, so muss das Ich das Vermögen haben, Entgegengesetztes zusammen zu setzen in demselben Akt des Bewusstseins, weil eins ohne das andere nicht möglich ist. Im Ich ist das Vermögen, synthetisch zu verfahren.
Synthesis soll heißen zusammensetzen; nun kann aber nur zusammengesetzt werden, was entgegengesetzt ist. Soll nun in einem Akt zusammengesetzt werden, so muss [das Ich] in einem Akte Entgegengesetztes, also ein Mannigfaltiges zu Stande bringen können; mithin muss ein solcher Akt einen Umfang haben. Dieser Umfang des Akts nun, in welchem Mannigfaltiges zusammengesetzt wird und wodurch es möglich wird, wird im Buch [Grundlage] genannt Quantitätsfähigkeit.
Im Bewusstsein dieses Handelns liegt das, wovon übergegangen wird; das, wozu übergegangen wird, und das Handeln selbst. Das Bewusstsein ist kein Akt, es ist ruhend, in ihm ist Mannigfaltigkeit, über welche das Bewusstsein gleichsam hinüber geführt wird. Im Bewusstsein ist alles zugleich vereinigt und getrennt. Dies bedeutet die Schranken, Teilbarkeit, Quantitätsfähigkeit. P. 28, N.8.
//46// ibidem, N
9. "ich sowohl" pp. Dies kann zu Missverständnissen eranlassung geben.
Ich und NichtIch sind nur Teile des Mannigfaltigen, sie liegen in
demselben bewusstsein, sie sind nicht zu trenen, beide sind partes integrantes. Darin
liegt das Beschränken; was eines ist, ist das andere nicht. Aner es
hjeißt nicht, das Ich ist wieder zu teilen, und das NichtIch.
p.
29 "erst jetzt" pp "Etwas ".. Ich und NichtIch sind nun beide etwas
heißt: Man kann ihnen Prädikate zuschreiben, dies geschieht nur durch
Gegesetzen. Alles etwas Sein ist nur durch Gegesetzen.
P. 30 D. Es ist bloß bewiesen, wenn das Ich zum Bewusstsein kommen solle, so müsse es ein NichtIch setzen, aber es ist nicht bewiesen, dass es dazu kommen solle.
Nota I.
- Diesen
Satz sollte man als Fußnote unter jede Seite der Wissenschaftslehre
setzen. Die Aufgabe, die sie sich gestellt hat, ist, das tatsächliche
Bewusstsein der vernünftigen Individuen zu erklären. Dass es zustande
kommen muss, ist aus ihm selbst heraus nicht zu begründen. Es ist aber
wirklich zustande gekommen. Es fehlt zu vielen notwendigen die letzte,
die hinreichende Bedingung. Die wird immer wieder nur Freiheit sein können; sie wird als erste und ultimative Bedingung im Nachhinein aufgefunden.
Nota II.
Der wahre Philosoph mit dem Hammer
war Kant, doch als ihm der Arm wehtat, hat er ihn beiseite gelegt; aber
da er ihn einmal ergriffen hatte, war er nun da, wer sich aufgerufen
fühlte, konnte ihn zur Hand nehmen.
Fichte hat ihn zur Hand genommen und die Arbeit von da zu Ende geführt, wo Kant sie abgebrochen hatte. Der wahre Alleszermalmer war er.
Doch als er darauf aufmerksam gemacht wurde, dass er wirklich alles zermalmt hatte, bekam er kalte Füße und ist positiv geworden.
JE
JE
*
Die im Hochschulbetrieb noch heute gepflogenen Vorlesungen heißen so, weil sie noch zu Kants Zeiten tatsächlich vorgelesen (und nach Bedarf kommentiert) wurden: aus den Kompendien, deren Benutzung die Fakultät den Lehrern vorgeschrieben hatte. Die waren viel zu teuer, als dass die Studenten sie sich hätten selber beschaffen können, und die Bibliotheken waren spärlich bestückt. Die Vorlesung ersetzt das Lehrbuch.
Fichte hat nun die Wissenschaftslehre zum erstenmal 1793/94 'gelesen', nicht nach eine Vorlage, die es dafür ja nicht geben konnte, sondern nach den bogenweise an die Hörer ausgelieferten Grundlagen der gesamten Wissenschaftslehre, die so nach und nach entstand. Dass ein Text, der auf diese Weise zustandekommt, zu wünschen lässt, ist normal, Fichte hat es sogleich bemerkt. Doch zu einer neuen schriftlichen Ausarbeitung der Wissenschaftslehre ist es nie gekommen - Fichte meinte bald, für eine Öffentlichkeit, die absichtlich falsch liest, dürfe man gar nicht schreiben. So hat er bis zum Schluss die Wissenschaftslehre nur mündlich und anhand der Grundlagen von 1793/94 vorgetragen. Krause hat F's Erläuterungen an dieser Stelle mitgeschrieben.
Hier sei auf seine Erläuterung zur 'Quantität' hingewiesen, die ansonsten verwirrend wäre. Gemeint ist, dass eine Sache X in sich als ein Mehr- und Vielfaches unterschieden werden kann: Quantabilität ist in der Tat der bessere Ausdruck.
Insgesamt bezeugt dieser Absatz, wie F. in seiner kritischen Zeit die methodologische und wissenslogische Problematik nie aus dem Blick verlor.
JE
§ 3 (1798)
Jenes Übergehen als solches wird angeschaut als seinen Grund schlechthin in sich selbst habend, die Handlung dieses Übergehens heißt drum reale Tätigkeit, welche der idealen, die die erste bloß rein abbildet, entgegengesetzt wird; so- nach wird die Tätigkeit des Ich in diese beiden Arten derselben eingeteilt.
Nach dem Grundsatze der Bestimmbarkeit ist ein reales Handeln nicht zu setzen ohne ein reales oder praktisches Vermögen. Reale und ideale Tätigkeit sind durch einander bedingt und bestimmt, eine ist nicht ohne die andre, und was die eine sei, lässt sich bloß durch die andere begreifen. In diesem Akte der Freiheit wird das Ich sich selbst Objekt. Es entsteht ein wirkliches Bewusstsein, an dessen Punkt von nun an alles angeknüpft werden muss, was Objekt desselben sein soll. Die Freiheit ist sonach der erste Grund und die erste Bedingung alles Seins und alles Bewusstseins.
Nota.
- Wirklich
ist nur das Übergehen, denn nur Tätigkeit ist wirklich, und tätigsein
ist übergehen von der Bestimmbarkeit zur Bestimmung. Der erste Grund und
die erste Bedingung des Tätigseins dagegen ist nicht real: Freiheit ist, wie das Ich, ein Noumenon.
(Phänomenal gesprochen: Nur Übergänge sind wirklich. Festgestelltes Seiendes gibt es nur in der Vorstellung.)
JE
Die Handlung des sich selbst Setzens des Ich ist ein Übergehen von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit. Wir müssen //47// darauf reflektieren, wie das Ich es macht, um von der Unbestimmtheit zur Bestimmtheit überzugehen.
1) Hier gibt es keine Gründe; wir sind an der Grenze aller Gründe. Man muss nur zusehen, was man das erblicke. Jeder wird sehen: Es gibt da kein Vermittelndes. Das Ich geht über, weil es übergeht, es bestimmt sich, weil es sich bestimmt, dies Übergehen geschieht durch einen sich selbst begründenden Akt der absoluten Freiheit.
Es ist ein Erschaffen aus nichts, ein Machen dessen, was nicht war, ein absolutes Anfangen. In der Unbestimmtheit liegt nicht der Grund der nachfolgenden Bestimmtheit, denn beide heben sich auf. Im Moment A war ich unbe- stimmt, mein ganzes Wesen wurde in dieser Unbestimmtheit aufgehoben. Im Moment B bin ich bestimmt, es ist etwas Neues da; diese kommt aus mir selbst: Das Übergehen geht in einen in sich selbst begründeten Akt der Freiheit über.
Nota I.
- Die scholastischen Philosophen gebrauchten den Ausdruck causa sui, um den
Gedanken einer Schöpfung aus nichts begreiflich zu machen. Begreiflich
macht er gar nichts, denn das hieße: aus Anderm ableiten. Causa sui, Actus purus, Esse a se - das lässt sich nach F. lediglich anschauen, wenn auch nicht auf sinnliche Weise.
Es ist der Anfang
der Vernunft, ihre Tätigkeit ist Übergehen des sich-selbst-setzenden
Ich aus der Unbestimmtheit zur Bestimmung. Es bleibt mir unvorstellbar,
wie er nebenher doch auch immer die Vorstellung einer vorab-bestimmten Vernunft hegen konnte. Aber man muss es hinnehmen wie es ist.
Nota II.
Nota II.
Aus nichts wird nichts, wird Fichte später, nach seiner dogmatischen Wendung, sagen - wo es nämlich erstmals ausdrücklich um das Woher - und also um Warum und Wozu - der Vernunft geht. 'Gab es' Vernunft, bevor 'das Ich sich setzte', dann war sie der Grund seines Setzens und sie war der absolute Anfang ohne Grund.
Der Transzendentalphilosoph Fichte hätte diese Darstellung als transzendent und eo ipso als dogmatisch ver- worfen. Er hätte vielmehr gesagt: Das sich-Setzen des Ich als das grundlose Übergehen vom Unbestimmten zum Bestimmteren ist selbst der Anfang der Vernunft; nur als ein solches hat das Wort Vernunft überhaupt eine Bedeutung.
Die Aufgabe, die die Wissenschaftslehre sich gestellt hat, war nicht das transzendent-dogmatische Projekt, die Welt und alles, was in ihr vorkommt, aus ihren Ursachen zu erklären; nämlich so, dass aus der Ersten Ursache alles andere mit Notwendigkeit erfolgen musste. Das hatten die metaphysischen Systeme vor Kants koperni- kanischer Wende versucht.
Die Transzendentalphilosophie wusste sich damit zu bescheiden, das vorgefundene Faktum der Vernunft zu er- klären. Sie muss nicht erklären, weshalb ein Ich 'sich gesetzt hat': Es hat es getan, das ist das Faktum, von dem wir ausehen müssen. Dass das Auftreten der Vernunft in der Welt notwendig war, kann und darf sie gar nicht be- haupten, denn dazu müsste sie hinter die Vernunft zurückgreifen - vor den Punkt, als 'es' sie 'gab'. Dazu müsste sie der Vernunft entraten. Die war aber Ausgangs- und Zielpunkt der Transzendentalphilophie.
Der Transzendentalphilosoph Fichte hätte diese Darstellung als transzendent und eo ipso als dogmatisch ver- worfen. Er hätte vielmehr gesagt: Das sich-Setzen des Ich als das grundlose Übergehen vom Unbestimmten zum Bestimmteren ist selbst der Anfang der Vernunft; nur als ein solches hat das Wort Vernunft überhaupt eine Bedeutung.
Die Aufgabe, die die Wissenschaftslehre sich gestellt hat, war nicht das transzendent-dogmatische Projekt, die Welt und alles, was in ihr vorkommt, aus ihren Ursachen zu erklären; nämlich so, dass aus der Ersten Ursache alles andere mit Notwendigkeit erfolgen musste. Das hatten die metaphysischen Systeme vor Kants koperni- kanischer Wende versucht.
Die Transzendentalphilosophie wusste sich damit zu bescheiden, das vorgefundene Faktum der Vernunft zu er- klären. Sie muss nicht erklären, weshalb ein Ich 'sich gesetzt hat': Es hat es getan, das ist das Faktum, von dem wir ausehen müssen. Dass das Auftreten der Vernunft in der Welt notwendig war, kann und darf sie gar nicht be- haupten, denn dazu müsste sie hinter die Vernunft zurückgreifen - vor den Punkt, als 'es' sie 'gab'. Dazu müsste sie der Vernunft entraten. Die war aber Ausgangs- und Zielpunkt der Transzendentalphilophie.
JE
2) Die Tätigkeit, die sich darin äußert, soll heißen reale Tätigkeit;
der Akt, durch welchen sie sich äußert, ein praktischer; das Feld,
worin sie sich äußert, das praktische. Diesem Akte haben wir zugesehen
und sehen ihm noch zu. Die Tätigkeit, womit dies geschieht, soll heißen
ideale Tätigkeit.
Ich, das Anschauende, idealiter Tätige, finde nun diesen Akt der absoluten Freiheit. Aber ich kann ihn nicht finden noch ihn beschreiben, ohne ihm etwas entgegenzusetzen. Ich bestimme mich selbst heißt: Ich erhebe eine Möglichkeit zur Wirklichkeit, ein Vermögen zur Tat. Den Akt der Selbstbestimmung durch absolute Freiheit bestimme ich durch ein Vermögen, mich durch absolute Freiheit zu bestimmen. Vermögen soll heißen, Möglichkeit zur Tätigkeit; dies kann man aber nicht verstehen ohne das Reflexionsgesetz aufzustellen, wodurch der Begriff desselben entsteht.
Vermögen ist nichts als die Tätigkeit, auf eine andere Art angeschaut. Jeder Akt wird nur angeschaut, indem er durch ein Vermögen erklärt wird, so ists auch beim Akt der absoluten Freiheit. Ein Vermögen ist nicht ohne Tätigkeit und eine Tätigkeit nicht ohne Vermögen: Beide sind eins, sie werden nur aufgefasst von verschiedenen Seiten. Als Anschauung aufgefasst, gibt’s die Tätigkeit, als Begriff das Vermögen.
Nota.
-
'Es gibt' keine Möglichkeit neben oder vor dem Wirklichen. Wirklich ist
allein aktuale, gegenwärtige Tätigkeit.Dass sie möglich war, bevor sie
stattgefunden hat, wird lediglich vorgestellt. So wie das Ich,
sobald es reflektiert, annehmen muss, es sei irgendwie 'schon
dagewesen', bevor es 'sich gesetzt' hat; gewiss: denn es ist ein Noumenon.
JE
//48// 3. Der scharfe Unterschied zwischen idealer und realer Tätigkeit lässt sich leicht angeben. Die ideale Tätigkeit ist ein Tätigkeit in Ruhe, ein in die Ruhe Setzen, ein sich im Objekte Verlieren, ein im Objekte fixiertes Anschauen.
Die reale Tätigkeit ist wahre Tätigkeit, die ein Handeln ist. Die ideale Tätigkeit kann auch in Bewegung sein, kann auch sein ein Übergehen; und beim Anschauen der Freiheit ist die ideale Tätigkeit wirklich ein solches Übergehen, nämlich dieses Übergehen ist ein Anschauen nicht durch das Anschauen selbst, sondern es folgt aus dem Objekte, das angeschaut wird. Hier ists die Freiheit. Es ist im Anschauen nur ein Abdruck, ein Nachbild. Die ideale Tätigkeit hat den Grund ihres Bestimmtseins nicht in sich selbst, wie die reale, sie ist daher ruhend. Der Grund der idealen Tätigkeit liegt in dem Realen, das sie vor sich hat.
Nota.
- Anschauen der Freiheit ist nichts anderes als die pp. intellektuelle Anschauung. Schaut die ideale Tätigkeit sonst auch die reale Tätigkeit wie ein ruhendes Objekt, wie ein abgeschlossenes Geschehen an, so kann sie sich das ursprüngliche Selbstsetzen des Ich nur tätig einbilden.
- Anschauen der Freiheit ist nichts anderes als die pp. intellektuelle Anschauung. Schaut die ideale Tätigkeit sonst auch die reale Tätigkeit wie ein ruhendes Objekt, wie ein abgeschlossenes Geschehen an, so kann sie sich das ursprüngliche Selbstsetzen des Ich nur tätig einbilden.
JE
4) Die ideale und reale Tätigkeit sollen hier gegeneinander noch schärfer bestimmt werden.
A) Keine reale Tätigkeit des Ich ohne ideale. Denn das Wesen des Ich besteht in dem sich selbst Setzen; soll die Tätigkeit des Ich real sein, so muss sie durch das Ich sein; das aber, wodurch sie gesetzt wird, ist die ideale.
Dem Naturobjekte schreiben wir Kraft zu, aber nicht Kraft für sich, weil es kein Bewusstsein hat. Nur das Ich hat Kraft für sich.
B) Umgekehrt keine ideale Tätigkeit des Ich ohne reale. Eine ideale Tätigkeit ist eine durch das Ich gesetzte, die wieder Objekt der Reflexion geworden ist und wieder durch ideale Tätigkeit vorgestellt wird. Sonst wäre das Ich wie ein Spiegel, der wohl vorstellt, aber sich selbst nicht wieder vorstellt. – Dies wieder-Objekt-Sein der idealen Tätigkeit ist mit dem Ich postuliert. Aber dies Objektmachen geschieht durch reale Tätigkeit. Ist letztere nicht, so ist kein Selbstanschauen der idealen Tätigkeit möglich. Die ideale Tätigkeit hätte nichts ohne die reale, und sie wäre nichts, wenn ihr nicht durch reale [Tätigkeit] etwas hingestellt würde.
Nota.
- Es könnte doch sein, dass auch das Tier 'sich etwas vorstellt', und wenn es nur ganz elementar wäre. Träumen
können sie jedenfalls - wenn sie nicht 'bei Bewusstsein' sind. Warum
sollten sie es nicht mehr können, sobald sie wach werden? Sie können
sich allerdings nicht vorstellen, dass und was
sie vorstellen. Folglich können sie nicht wissen, ob sie vorstellen
wollen - und schon gar, was. Das Vorstellen unterläge also ganz dem
Zufall, und das ist nicht das, was wir uns darunter - vorstellen.
JE
//49// C. Unvermerkt haben wir das oben Angezeigte; nämlich das unmittelbare Bewusstsein ist gar kein Bewusstsein, es ist ein dumpfes sich selbst Setzen, aus dem nichts herausgeht; eine Anschauung, ohne dass angeschaut würde. Die Frage, wie kommt das Ich dazu, aus dem unmittelbaren Bewusstsein herauszugehen und sich das Bewusstsein zu bilden, ist hier beantwortet. Soll das Ich sein, so muss das unmittelbare Bewusstsein wieder gesetzt werden durch absolute Freiheit. Dieses vor sich Hinstellen durch absolute Freiheit ist frei; aber unter der Bedingung, dass das Ich sein soll, ists notwendig.
Die ideale Tätigkeit wäre sonach Produkt des praktischen Vermögens, und das praktische Vermögen wäre der Existenzialgrund der idealen [Tätigkeit]. Man denke sich beide aber ja nicht abgesondert. Das Ideale ist das Subjektive beim Praktischen, das dem Praktischen Zusehende, und da für das Ich nur etwas ist, in wie fern es zusieht, so ist auch nur durch die ideale Tätigkeit etwas für das Ich da.
Ich affiziere mich selbst, ich, der realiter Tätige. Ich bin unbestimmt, ich werde bestimmt, ich werde bestimmt [sic] ich mache mich dazu, ich fasse und ergreife mich realiter; dieses Affizieren ist, weil es ein sich selbst affizierendes [sic] Ich ist, mit der idealen Tätigkeit, mit dem Anschauen, kurz mit dem Bewusstsein begleitet. Dieses Bewusstsein wird eben darum, weil es ein Bewusstsein ist, zur Anschauung seiner selbst.
Nota.
- Allein
Tätigkeit ist real, und reale Tätigkeit ist immer eine und diese - sie
'zerfällt' nicht in einen realen und einen idealen Teil. Vielmehr ist
das Ich zunächst sozusagen erst ein halbes, es muss sich tätig
verdoppeln, um Eins zu werden, es hinkt gewissermaßen noch auf einem
Bein und stolpert; und muss ein zweites Mal auftreten. (Lachen Sie nicht; hier geht es nicht um Begriffe, sondern um Anschauungen. In affizieren steckt lat. facere, machen, das muss man sich ganz sinnlich vorstellen.)
JE
5) Es ist als
ausgemacht angenommen: Es ist nichts, es sei denn im Bewusstsein. Nun
haben wir gesehen, es gibt kein Bewusstsein ohne reale Tätigkeit, ohne
absolute Freiheit; nur mit ihr und durch sie ist alles, was sein kann,
und ohne sie ist nichts.
Nota.
Zu
einem Bewusstsein wird das Wahrnehmen eines Mannigfaltigen, indem das
Wahrnehmende sich absolute Freiheit als dessen Produzent zuschreibt.
JE
Also Freiheit ist der Grund alles Philosophierens, alles Seins. Stehe auf dir selbst, stehe auf der Freiheit, so stehst du fest.
Unmittelbar mit der Freiheit ist das Bewusstsein verknüpft, und es gibt nichts andres, woran das Bewusstsein geknüpft werden könnte. Die Freiheit ist das erste und unmittelbare Objekt des Bewusstseins. Alles Bewusst-sein ist etwas in sich zurückgehendes. Der gemeine Menschenverstand erkennt //50// dies an, wenn er sagt: Ich bin mir etwas bewusst. Würde das Ich nur als Subjekt gedacht, so würde nichts erklärt, man müsste wieder ein neues Subjekt zu diesem Subjekt suchen und so in das Unendliche, es muss daher als Subjekt-Objekt gedacht werden.
*Nota.
- Im (neulateinischen) Französisch heißt es Je suis conscient de..., ohne Reflexion. Im Französischen heißt es J'imagine, 'ich stelle vor'; im (westgermanischen) Deutschen sagen wir 'Ich stelle mir vor'. - Ganz so viel, wie Fichte in den Reden an die deutsche Nation mutmaßen sollte, liegt vielleicht nicht im unterschiedlichen Geist der Sprachen (Fichte hielt die Franzosen für Nachfahren der Franken und also für einen deutschen Stamm);
aber ein Bisschen doch. Wie man sich was vorstellt, schlägt sich
schließlich in der Sprache nieder. Doch von da an modelliert sie selber
die Vorstellung.
JE
Aber
ein solches ideales Subjekt-Objekt erklärt wieder nichts, es muss noch
etwas hinzukommen, welches in Beziehung auf dieses Subjekt bloß Objekt
sei, dessen ich mir bewusst bin. Woher soll dies kommen? Der Dogmatiker
sagt: Das Objekt wird gegeben, oder, wenn er den Kritizismus mit dem
Dogmatismus verbinden will, so sagt er, der Stoff wird gegeben, aber
dies erklärt nichts, es ist bloß ein leeres Wort anstatt des Begriffs.
Der Idealist sagt: Das Objekt wird gemacht. Diese Antwort aber, so aufgestellt, löst auch nichts. Denn wenn auch das Objekt Produkt des Ich als realtätiges Wesen ist, so ist das Ich, inwiefern es real tätiges Wesen ist, kein ideales; dies Produkt, das das wirkende Ich hervorbrächte, wäre dem Vorstellenden gegeben, und wir wären wieder bei dem Vorigen. –
Die Frage kann nur so beantwortet werden: Das Anschauende und das Machende sind unmittelbar eins und dasselbe. Das Anschauende sieht seinem Machen zu. Es ist kein Objekt als Objekt unmittelbar Gegenstand des Bewusstseins, sondern nur das Machen, die Freiheit. Der Satz: Das Ich setzt sich selbst, hat zwei unzertrennliche Bedeutungen, eine ideale und eine reale, welche beide in dem Ich schlechthin vereinigt sind. Kein ideales Setzen ohne reales Selbstanfangen, und umgekehrt. Kein Selbstanschauen ohne Freiheit et vice versa. – Ohne Selbstanschauung auch kein Bewusstsein.
Der Idealist sagt: Das Objekt wird gemacht. Diese Antwort aber, so aufgestellt, löst auch nichts. Denn wenn auch das Objekt Produkt des Ich als realtätiges Wesen ist, so ist das Ich, inwiefern es real tätiges Wesen ist, kein ideales; dies Produkt, das das wirkende Ich hervorbrächte, wäre dem Vorstellenden gegeben, und wir wären wieder bei dem Vorigen. –
Die Frage kann nur so beantwortet werden: Das Anschauende und das Machende sind unmittelbar eins und dasselbe. Das Anschauende sieht seinem Machen zu. Es ist kein Objekt als Objekt unmittelbar Gegenstand des Bewusstseins, sondern nur das Machen, die Freiheit. Der Satz: Das Ich setzt sich selbst, hat zwei unzertrennliche Bedeutungen, eine ideale und eine reale, welche beide in dem Ich schlechthin vereinigt sind. Kein ideales Setzen ohne reales Selbstanfangen, und umgekehrt. Kein Selbstanschauen ohne Freiheit et vice versa. – Ohne Selbstanschauung auch kein Bewusstsein.
Nota.
Unmittelbar ist im Bewusstsein nur das Machen: durch Anschauung; doch ohne Begriff ist es blind; dumpf, sagt F. an gegebener Stelle; unbestimmt. Erst in der Verdoppelung durch die 'ideale Tätigkeit' wird es zu diesem bestimmt und erwächst ihm das Objekt. (Doch nie vergessen: Es ist kein Nacheinander in der Zeit gemeint, sondern ein aktuales Bedingungsverhältnis.)
JE
So kommt nun vorwärts und rückwärts dasselbe, nur unter zwei Ansichten, und der Akt der Freiheit ists, um welchen sich alles herum dreht. Der Akt ist nun nicht möglich, wenn ihm nichts zur Rechten liegt, die Bestimmbarkeit, das unmittelbare Bewusstsein. Auf der Linken liegt das, was hervorgebracht werden soll, das angeschaute Ich, beides ist nicht von einander zu trennen, beides hängt ab von der absoluten Freiheit.
Nota.
- Das unmittelbare Bewusstsein ist das schlechterdings Bestimmbare: Es ist ebenso das, was unmittelbar ist, wie das, was unmittelbar ist; es ist Machen. Ich kann nur dieses oder jenes
machen. Ohne Bestimmen kommt ein Handeln nicht 'zu Stande'. Bestimmen
ist der Akt der Freiheit. Das philosophisch-neurophysiologische Vexier-
stück lässt sich so formulieren: Gibt es ein Übergehen vom Bestimmbaren zur Bestimmten? - Die Frage beantwortet sich selbst.
JE
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