Montag, 5. Juni 2017

§ 11.

//S. 117//
[§ 11]

Alle Ortsbestimmung ist nach dem vorigen Paragraphen bloß relativ, oder nur bestimmt durch den Ort des anderen Objekts. Woher nun diese erste Bestimmung? Die Bestimmung des ersten Objekts ist absolut. Das erste Ding, wodurch ich die andren bestimme, ist in dem Ort, worin ich es gesetzt habe. 

Diese Behauptung und ist noch unbestimmt und daher widersprechend, wir können sie aber nicht aufgeben, weil sie aus der vorhergegangenen hervorgegangen ist, und wenn sie nicht stattfindet, auch alles Vorhergehende nicht stattfindet; sie muss daher stattfinden und wir müssen die Bedingungen ihrer Möglichkeit aufstellen.

Dies ist bestimmt die Aufgabe dieses Paragraphen.
Nota.
 - Im herkömmlich formalen Sinn von hinreichender Definition und korrektem Schlussverfahren 'folgt' nicht an dieser Stelle dieses aus jenem. Sondern wenn ich a sage, muss sich auch b sagen, sonst ist es, als wäre a ungesagt: Es ist die eine Vorstellung, die die andere möglich macht, aber wenn die nächste nicht vollzogen wird, bleibt sie selber so gut wie ungeschehen. Das Schema der materialen, 'genetischen' Logik des Vorstellens ist um-zu, nicht wenn-dann. 
JE

1) Das Geforderte ist aufgestelltermaßen unmöglich; der Ort, in dem das Objekt A ist, soll bestimmt sein durch mein Handeln, aber das einzige Handeln, das hier vorkommt oder das einzige Prädikat, welches bisher dem Ich zukonnt, ist das ideale Handeln, Anschauen, das Setzen eines Objektes in den Raum. Weil dies das Bestimmte sein soll, so kann es nicht das Bestimmende sein. Das Bestimmende, das, wodurch das Anschauende gesetzt wird als bestimmt, muss außer dem Anschauenden liegen, es muss das sein, worauf das Anschauende sich richtet.

Das sich selbst Bestimmende und Bestimmte ist das Ich. Das Anschauende soll Ich sein; aber im Anschauen kann es nicht das Bestimmende und Bestimmte sein; denn teils reden wir hier von der Anschauung [überhaupt -?], es ist aber der Charakter der Anschauung, dass sie etwas Gebundenes sei (dass sie ein Objekt habe), dass sie den Grund ihres Bestimmtseins in einem andren habe; //118// bei dem Anschauen kann von Absolutsein, von den Grund in sich selbst Haben nicht die Rede sein; teils ist hier nicht die Rede von der Anschauung überhaupt, sondern von der bestimmten Anschauung, die objektiv sein und der Wahrheit entsprechen soll; eine solche aber ist in jeder Rücksicht gebunden.

Woher kommts nun, dass wir genötigt sind, wenn wir ein Objekt der Wahrheit gemäß vorstellen wollen, es in diesen und keinen andren Ort im Raume zu stellen? (Es kann hier ununterschieden bleiben, ob es ein Objekt ist, das durch andre bestimmt wird, oder ob es das erste sei, das wir setzen.)
Nota.
Objekten kommt außer den Gefühlsprädikaten weiter nichts zu, als dass sie Materie im Raume sind.
 JE
 
2. Wie wir in einem der letzten der vorigen Paragraphen gesehen haben, so ist Grund alles objektiven Denkens mein eigner Zustand. Nun soll das Denken eines Objekts objektiv sein, es muss sich daher auf meinen Zustand beziehen. (Der Wahrheit gemäß vorstellen heißt so vorstellen, dass mein Zustand daraus erklärt werde.) Die Ortsbestimmung ist ein objektives Denken, sie muss daher einen Zustand von mir erklären, und alle Ortsbestimmung muss von mir ausgehen.

Die Erfahrung sagt hierüber: Man ordnet die Dinge im Raume nach der geringern oder größern Entfernung und Lage von sich selbst, d. h. nach der geringern oder größern Kraftäußerung, deren man bedürfte, um sich selbst in den Ort zu versetzen, in dem das Objekt sich befindet (Der Raum lässt sich nur durch die Zeit messen und umgekehrt), und dann, ob es uns links oder rechts, vor- oder seitwärts liege. Diese Aussage der Erfahrung soll uns aber nicht als ein Beweis gelten.

Wenn alle Ortsbestimmung von mir ausgehen, alle Objekte im Raume durch mich bestimmt werden sollen, so muss ich selber aller Vorstellung vorher als ein alle Vorstellungen im Raume Bestimmendes im Raume sein. Ich müsste mir im Raume gegeben sein.
Nota.
- 'Mein Zustand' ist bestimmt durch die Gesamtheit meiner Gefühle; ist die momentane Verfassung meines 'Systems der Sinnlichkeit'. (Ich bin schlechterdings tätig, da ich tätig bin, stoße ich auf einen Widerstand; dies erzeugt ein Gefühl.) So weit, so gut. Das ist schlicht sensualistisch. Aber um die Vorstellungstätigkeit in 'meinen Zustand' mit aufnehmen (und die Brücke vom Sinnlichen zur Intelligenz schlagen) zu können, hat er die Erfahrung des Denkzwangs - nämlich die Erfahrung, dass ich, wenn ich ein Ding 'der Wahrheit gemäß' vorstellen will, es so und nicht anders vorstellen muss - ebenfalls als ein Gefühl bestimmt: ein "intellektuelles Gefühl", wie er andernorts sagt. Das ist bislang ein rein verbales Kunststück geblieben. Wenn er es nicht bald auflöst, aber weiterhin Schlüsse daraus zieht, wird man sagen müssen: ein fauler Trick.
*
Ja, ich glaube, Fichte hat mit der Gleichsetzung des 'Denkzwangs' mit dem sinnlichen Gefühl ein krummes Ding gedreht. Es war aber systematisch ganz überflüssig. Das Materielle dem Geistigen assimilieren oder - in diesem Fall - umgekehrt, ist nur nötig in einem System, wo sie vorab dogmatisch unterschieden waren, aber gerade das ist in der Wissenschaftslehre ja nicht der Fall. Da geht es von Anfang bis Ende nur um die Vorstellungen von diesem oder jenem. Da mag man unterscheiden, welche Vorstellung notwendig, welche durch Freiheit möglich, oder welche auch ganz überflüssig ist; welche beanspruchen darf, sich auf ein Objekt außer ihr zu beziehen, und welche selber nur wieder auf Vorstellungen geht. Und so weiter. Objektivität, Notwendigkeit: denen entspricht 'Denkzwang'.
'Gefühl' wurde erfordert, damit etwas als Etwas angeschaut werden könne, angeschaut werden muss es, wenn darauf reflektiert werden soll; besser gesagt, das Anschauen ist das Reflektieren: das Fassen als Begriff.
Um dies alle geht es hier aber gar nicht.
Hier geht es um die Auffassung des wirklichen Ich als Zustand. Ein Gesamtzustand ist gemeint, in den alle Ge- fühle eingehen und auf den jedes einzelne Gefühl bezogen wird. Es ist aber nicht nötig, den Gesamtzustand nur als aus Gefühlen zusammengesetzt aufzufassen. Man bräuchte ihn nur etwas weiter zu definieren, um den 'Denkzwang' darin unterzubringen. Doch wozu könnte das gut sein? Das wäre eine metaphysische Frage einer am Rande stehenden höheren Intelligenz, die wissen will: "Woraus setzt sich der Gesamtzustand zusammen?" Hier war nur zu setzen, dass er ist; zu bestimmen, was er ist, hat die Transzendentalphilosophie nicht mehr.
Es ist vielmehr, wenn es nicht Sache der empirischen Psychologie ist, eine Sache der Hirnforschung.

Physiologisch, d. h. entweder am Ort oder an der individuellen Tätigkeitsweise der Neuronen, lässt sich dieses von jenem Merken gar nicht unterscheiden; die bildgebenden Verfahren erlauben nur, einen neuronalen Vorgang an dieser Stelle im Gehirn mit jenem Vorgang im übrigen Organismus zu korrelieren. Alles weitere ist Sache der Erfahrung und der Interpretation. In der Tat: Das Gehirn ist ein System, seine Wirklichkeit ist Zustand. Nur im Labor lässt sich Dieses von Jenem isolieren.
Fichte hat gut daran getan, sich auf dieses Terrain nicht zu begeben. Davon konnte er nichts wissen, und als Transzendentalsphilosoph musste er davon nicht wissen.
JE

3. Diejeinige Vorstellung hat Realität, welche aus dem Gefühl notwendig erfolgte, wenn dies Kausalität hätte (nach dem Obigen). Nun soll hier eine Ortsbestimmung im Raume objektive Gültigkeit haben (sie soll so bestimmt sein, weil ich so bestimmt bin), ich müsste sonach mich im Raume fühlen, aber der Raum wird nicht gefühlt, er ist Form der Anschauung; und doch soll es so sein. Demnach müsste beides vereinigt sein, //119// es müsste ein Drittes geben, welches zwischen beiden in der Mitte läge.

So etwas kennen wir schon. In dem besondren Gefühle wird nach dem Obigen ein System der Sensibilität überhaupt vorausgesetzt, durch die Beziehung auf welches das besondre Gefühl erst ein besonderes wird. Das System ist das Bestimmbare zum Besondren, welches in dieser Rücksicht das Bestimmte ist. Aber ein solches Gefühl ist das Gefühl der Begrenztheit, und jenes System [ist] das System der Begrenzbarkeit. Begrenztheit ist aber nichts ohne das Streben, und das Gefühl der Begrenzbarkeit ist auch nichts ohne Gefühl des Strebens überhaupt. So etwas muss gesetzt werden, wenn ein objektives Vorstellen zustande kommen soll, alles dies aber ist nur fürs Gefühl. So gewiss Anschauung sein soll, muss Gefühl sein.

Das fühlende und das anschauende Ich ist eins und dasselbe, beide Zustände sind notwendig vereinigt. Aber in wiefern das Ich sich als anschauend setzt, setzt es sich ganz als anschauend, und wiefern es sich als fühlend setzt, setzt es sich ganz als fühlend. Der unteilbare Zustand des Ich ist zweierlei, und darum kommt er in dop- pelter Rücksicht vor. Fühlen des Fühlens und Anschauen des Anschauens sind vereinigt. Darauf kommt alles an. Der Vereinigungspunkt liegt im Wesen der Tätigkeit des Ich.
Nota.
 - Da steht es ja: Der Zustand des Ich ist die Vereinigung von Gefühl und Anschauung; Anschauung ist Reflexion, und in der Reflexion ist es, dass ein Denkzwang 'gemerkt' wird. Der Versuch, den Denkzwang vorab noch einmal extra ins Gefühl einzugemeinden, war ganz überflüssig. 
JE

Das Ich kann nicht ideal sein, ohne praktisch zu sein und umgekehrt; dadurch entsteht ein Doppeltes. Nun ist die Rede vom Ich, also es gibt ein Gefühl des Gefühls und ein Anschauen des Anschauens, und dadurch bekämen wir ein Vierfaches. Wir haben es zugleich mit dem Ich als Objekt des Anschauung zu tun. Die Form der Anschauung ist Raum und Materie. Das Ich wird sonach Materie im Raum, sofern es begrenzt und strebend ist. 

Das Streben überhaupt als solches ist unendlich, es geht auf eine Kausalität ins Unendliche aus. Sonach muss der Raum unendlich sein. Dieses Streben ist absolut frei, es gibt gar keine mögliche Rücksicht, wo es sich nicht weiter bestimmen oder aufhalten könnte; dadurch wird der Raum und die Materie //120// teilbar bis unendlich. Dies wurde im vorigen Paragraphen nur aufgestellt als Resultat der Freiheit des Denkens; hier wird es höher auf die Freiheit des Strebens zurückgeführt.

Ist nun von meinem Streben, in wiefern es nicht Kausalität hat, mithin von Begrenztheit die Rede, so ist es ein geschlossnes gegrenztes Quantum. Aber auf diesem Punkt bin ich frei, es hängt von meiner Selbstbestimmung ab, meine Grenzen auszudehnen und meinem Streben Kausalität zu verschaffen. Der Raum, in dem ich sein soll, steht unter meiner Herrschaft; die Materie, die ich sein  soll, und ihre Teile hängt [sic] von mir ab. Es ist mein Leib, inwiefern er artikuliert ist. 
Nota.
- Noch immer ist die Rede ja vom Ich. Es ist nicht so, dass die (sinnliche) Leiblichkeit nachträglich zum (geistigen) Streben hinzukäme. Sondern das Ich, das schlechterdings strebend-fühlend-anschauend ist, muss sich in einem Raum anschauen - den es erfüllt: als Leib. Das alles geschieht nicht sukzessive, sonder ist so mit einem Mal.
Und noch einmal: Es geht der Wissenschaftslehre nicht darum, die Welt, wie sie ist, zu begründen, sondern darum, das Bewusstsein, das wir ja wirklich haben, zu verstehen; zu verstehen, in wiefern wir vernünftig sind - und was das überhaupt heißt.
JE

Ich muss allerdings annehmen, dass ich die Materie im Raume außer mir nicht nur teilbar denken, sondern auch wirklich teilen könne. Aber ich kann dies nicht unmittelbar durch den Willen, sondern ich muss erst durch Mittelzustände hindurchgehen.

Aber die Materie, worin durch den bloßen Willen etwas geschieht, ist mein Leib, in wiefern er artikuliert, nicht inwiefern er organisiert ist. (Es ist hier vom Leib die Rede, in wiefern ich durch ihn wahrnehme und wirke, in wiefern er Sinn ist und Organ; er ist das System meiner Gefühle, das Medium, durch welches Anschauung und Gefühl vereinigt wird. Zum Verdauen und Blutumlauf tut mein Wille nichts, aber mein Hand- oder Fußbewe- gen hängt von ihm ab.)


Also das System meiner Begrenzbarkeit und meines Strebens in der synthetische Vereinigung gedacht wird mir zum artikulierten Leibe; dadurch wird Anschauung und Gefühl vereinigt, ich schaue mich an als fühlend, indem ich mich fühle als anschauend ein Objekt im Raume.
Nota.
- Ein Leib-Seele-Problem taucht hier nicht auf: Der Leib ist selber die Synthesis von (physiologischem) Fühlen und (intellektiven) Anschauen. Es ist es aber nur, wenn seine Ein-Heit als System begriffen wird.
Dann kann man auch nicht mehr auf die Schnapsidee verfallen, zwischen 'dem Hirn' und einem ominösen Extra-Ich zu unterscheiden. Mehr als dieses System bin 'ich' nicht, aber auch nicht weniger.
JE

4. Nun geht aber hier die Anschauung auf ein Objekt im Raume, und dadurch werden wir ein wichtiges Resultat finden, nämlich: Erst die Anschauung eines Objektes außer mir und eines bestimmten Objekts ist eine bestimmte Anschauung, und sie ist nach unserer Erörterung die erste bestimmte (Die Anschauung meiner als Objekt ist später und gründet sich auf eine Reflexion mit Freiheit). Das wirkliche Bewusstsein geht nicht von uns aus, sondern von den Objekten. Das Anschauen //121// und Bewusstsein meiner selbst geschieht erst später, durch die Abstraktion von den Dingen und die Reflexion auf mich.

Die Anschauung des unendlichen mit Materie erfüllten Raumes ist der unbestimmte und bestimmbare Zustand der Intelligenz, von dem sie ausgeht. (Diese Anschauung ist im Grunde Anschauung eines unendlichen Stre- bens; diese Anschauung wird nur von dem Philosophen gesetzt als der Zeit nach vorausgehend, in der Tat aber und im Bewusstsein kommt sie vor im Bewusstsein aller der Momente, die wir bisher aufgezeigt haben und noch aufzeigen werden.) In diesem Zustande werde ich beschränkt, dadurch wir mir jene Späre in zwei Teile geteilt, ich werde mir selbst etwas, und es entsteht mir ein Andres außer mir (die übrige Materie). Da ich selbst beschränkt bin, so wird auch die Anschauung meiner selbst beschränkt. -

Letztere ist bestimmender Teil des Ganzen (die Anschauung des Objekts im Raume und der Platz desselben ist das Bestimmte), und so geht alle Raumbestimmung aus von der Bestimmung meiner im Raume. Ich bin im absoluten Ort, der Raum, den ich einnehme, ist unmittelbar, alles übrige ist mittelbar. Ich schaue mich nicht an als Objekt der Anschauung, sondern als fühlend, und so gewiss ich mich anschaue, falle ich in den Raum, aber unvermerkt. Alles mein Anschauen des Objekts richtet sich und wird bestimmt durch mein Sein im Raume, welches mir erscheint als ein Gefühltes.
Nota.
Der erste Gegenstand, dessen das Ich bewusst wird, ist nicht es selbst, sondern das Objekt. - Wie immer die besonderen Bestimmungen des je Gefühlten-Angeschauten-Vorgestellten ausfallen mögen: in Wirklichkeit handelt es sich immer um Anschauungen meines unendlichen Strebens. - Am Anfang steht das Noumenon eines unbestimmt-bestimmbaren Strebens-überhaupt, am Zielpunkt muss folglich das Noumenon eines unbestimmt-bestimmbaren Zweckes-überhaupt stehen. Nur so ist Vernunft als System möglich. Dieses wohlgemerkt in der Vorstellung. Doch wenn ich es mir überhaupt vorstellen will, muss ich es mir so vorstellen.
JE

Man bestimmt ursprünglich den Ort eines Dinges im Raume nach Gutdünken, oder wie man sich ausdrückt: nach dem Augenmaße. Der Maßstab liegt unmittelbar im Auge, ich fasse einen größern und kleinern Raum auf und messe den ersteren durch den letzten, ich brechne, was für ein Quantum Sehens ses bedürfte bis da oder dort hin. 

Aber hat das Sehen Quantität? Es ist doch wohl etwss Absolutes, wenn es als äußeres Schema der inneren Idealität betrachtet wird! Aber beim Raumbestimmen ist auch nicht das bloße Sehen, sondern das Anschauen einer Linie, die ich ziehen müsste, um an den Ort zu kommen. 

Diese Linie beschreibe ich nun so: Ich schätze mein Streben, wieviel Kraft-//122//aufwand ich anwenden müss- te, wie oft ich mich aus meiner Stelle bewegen müsste, um in dem Ort zu sein, in dem sich das Objekt befindet. (Der Maßstab in ohnstreitig der Schritt, vorausgesetzt, dass ich mich mit jedem Schritt ganz von der Stelle be- wege und in eine neue Stelle eintrete.) Hier bekommen wir den ersten merklichen Punkt, wo die notwendige Beziehung der Vorstellung auf unser praktisches Vermögen dargestellt ist.

5. Das Bestimmende und Bestimmte sind synthetisch vereinigt. Ich kann nichts in den Raum setzen, ohne mich drein zu setzen, und ich kann mich nicht drein setzen, ohne andre Dinge hinein zu setzen; indem ich mich nur setze, in wiefern ich Dinge setze.
Nota.
 - Das Sehen ist das Schema der Idealität: gr. idein = sehen. Ebenso ist Tätigkeit das Schema des Vorstellens - und jeder anderen Leistung des praktischen Vermögens. Dass dieses Praktische ganz hand- bzw. fußgreiflich zu verstehen ist, beweist das Beispiel des Schritts. Als Schema ist es freilich ein Absolutes, nämlich Noumenon.
 JE
 
§ 11 [Zusammenfassung]
 
Jedes Objekt erhält seinen Ort im Raume in Beziehung auf das Vorstellende, und außer dieser Beziehung ist keine Ortsbestimmung möglich. Aber das, wodurch ein andres im Raume bestimmt werden soll, muss selbst in ihm sein. Das Vernunftwesen setzt sonach sich selbst in den Raum als praktisch strebendes Wesen.

Diese neuerlich gefühlte und bei dem notwendig mit dem Gefühle vereinigten Anschauen des Objekts in die Form der Anschauung aufgenommene Streben ist der ursprüngliche und unmittelbare Maßstab für alle Ortsbestimmung. Es ist nicht möglich, etwas in den Raum zu setzen, ohne sich selbst darinnen zu finden, außer indem man Objekt darin setzt.
Nota.
- Das verdient festgehalten zu werden: Indem das Ich ursprünglich als Streben bestimmt wurde, war der Raume 'eigentlich' schon mitgesetzt; und, wie wir sicher noch erfahren werden, die Zeit auch. - So ist es zu verstehen, dass im transzendentalen Modell, dem Schema, 'alles auf einmal und zugleich gegeben' ist.
JE



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