//215//
§ 18
Wir haben nun diese ursprüngliche Synthesis
zum festen Standpunkte, in dem wir entweder die Synthesis selbst zum
Gegenstande der Untersuchuung machen können, oder in der Synthesis
selbst die Aussicht nehmen [und] das mannigfaltige Denken einzeln untersuchen. Letzteres erfordert das systematische Bedürfnis.
Jetzt wollen wir uns in den Standpunkt der Synthesis selbst versetzen und ein in derselben gedachtes diskretes Denken untersuchen; wir werden dadurch wieder in die Hauptsynthesis zurückkommen.
Unsere Absicht ist die: Wir haben vom Anfange der Synthesis ein Sein und Denken als notwendig vereinigt aufgezeigt. Dies ist näher bestimmt als entgegengesetzte Art des Denkens, als Ideales und Reales; der ganze Unterschied liegt bloß in der verschiedenen Bestimmung der Intelligenz dabei. Beides ist eben dasselbe pp, beides haben wir erblickt als notwendig vereinigt in der Kategorie der Wechselwirkung, beide sind erschöpfende Teile der Synthesis; wir können also sicher sein, mit ihnen alles, was im Bewusstsein vorhanden ist, zu haben.
Jetzt wollen wir uns in den Standpunkt der Synthesis selbst versetzen und ein in derselben gedachtes diskretes Denken untersuchen; wir werden dadurch wieder in die Hauptsynthesis zurückkommen.
Unsere Absicht ist die: Wir haben vom Anfange der Synthesis ein Sein und Denken als notwendig vereinigt aufgezeigt. Dies ist näher bestimmt als entgegengesetzte Art des Denkens, als Ideales und Reales; der ganze Unterschied liegt bloß in der verschiedenen Bestimmung der Intelligenz dabei. Beides ist eben dasselbe pp, beides haben wir erblickt als notwendig vereinigt in der Kategorie der Wechselwirkung, beide sind erschöpfende Teile der Synthesis; wir können also sicher sein, mit ihnen alles, was im Bewusstsein vorhanden ist, zu haben.
Nota.
Wir werden sodann jedes
als besonderes Denken betrachten. Aber vor der Hand: Alles Denken
geschieht nach den Regeln des Denkens, hat seinen Umfang und ist wieder
ein synthetischer Periodus.
Unsere nächste Aufgabe wäre also dies (denn in der Wissenschaftslehre herrscht //216// immer ein organisches Denken, vide supra). Nun steht es uns allerdings frei, für das Bedürfnis der Spekulation das Mannigfaltige der klaren Einsicht wegen zu trennen, aber wir müssen uns immer erinnern, dass alles ein Bestandteil der Synthesis sei; unser jetziges Geschäft wird ein Verbreiten dieser Synthesis gleichsam e centro sein.
Unsere nächste Aufgabe wäre also dies (denn in der Wissenschaftslehre herrscht //216// immer ein organisches Denken, vide supra). Nun steht es uns allerdings frei, für das Bedürfnis der Spekulation das Mannigfaltige der klaren Einsicht wegen zu trennen, aber wir müssen uns immer erinnern, dass alles ein Bestandteil der Synthesis sei; unser jetziges Geschäft wird ein Verbreiten dieser Synthesis gleichsam e centro sein.
Wir kamen in dem vorigen Paragraphen nur bis zur Annahme eines Produkts unserer Kausalität in der Sinnenwelt, nur dass aber die eigentlich gegebene Welt, die ohne unser Zutun bestehende Sinnenwelt noch nicht deduziert ist. Dies ist noch zu leisten. Wir haben erst ein Dreifaches aufgewiesen: von einer Seite: den idealen, den Zweckbegriff; von der realen Reihe: die Kausalität; in der Mitte das des bloß selbsttätigen Ich. Es muss fünffach [sein] oder sich an beiden Seiten ein Glied anschließen.
Bestimmtere
Charakteristik des idealen und realen Denkens (bestimmter darum, dass
hier die Resultate gezo- gen werden, oben aber erst die Prämissen
durcheinander liefen) (Diese muss vorangeschickt werden, weil das ideale
und reale Denken hier weiter durcheinander bestimmt werden soll).
Ideales Denken ist es, wenn das Bestimmen oder Denken durch die
Einbildungkraft hindurch erblickt und dadurch zur bloßen Bewegung, zum
bloßen Tun wird, ohne dass ein Produkt desselben erscheine.
(Unsere Tätigkeit erscheint immer als ein Fließen, welches oben erklärt ist; nun erscheint auch ein Produkt, da- von abstrahieren wir jetzt, es ist ein Tun überhaupt wie oben im reinen Zweckbegriff). Darin ist es ein bloßes ideales Denken. -
Ein reales Denken ist das, wenn das nun versinnlichte Bestimmen, das daliegende, abermals bestimmt wird durch das reine Denken. Im ersten erscheint das Denken als ganz frei, im zweiten erblickt es sich als gebunden, daher entsteht das Gefühl und insbesondere das Gefühl des Denkzwanges.
1.
Wenn ich einen Zweckbegriff entwerfe, bin ich frei und selbstbestimmend: Soll ich ferner das tun oder das? Hier wird //217//
meine Kraft an alle diese möglichen Fälle gehalten, die mir einfallen.
Aber woher weiß man, dass man eine selbstbestimmende Kraft hat! Dies
liegt in uns, in dem eignen freien Denken; wir kommen uns hier schon vor
als bloßes Noumen.
Jetzt sagen wir: Das
will ich, nun ist jenes Schweben aufgehoben, unser Denken ist auf einen
einzigen Punkt geworfen; dieser kommt wieder aus einem freien Denken her
pp. Ich als Noumen erscheine mir doppelt: 1) überhaupt als so
vorausgersetzt, dass ich diese Bestimmung halte an das Mannigfaltige der
Wahl: 2) als ein empirisches Bewusstsein, gemacht, hervorgebracht,
bestimmt.
Nota.
- Es ist das erste Mal, dass F. den 'Zweckbegriff' genauer bestimmt: Er ist nicht die unentfaltete Vor- oder Frühform des Sachbegriffs, sondern er ist ein Akt, der Akt der Wahl aus allen Handlungsmöglichkeiten, "die mir einfallen". (Reell: Ich stelle mir wirklich vor, all diese Möglichkeiten seien bereits 'da' gewesen, bevor ich 'auf sie gekommen' bin. Insoweit ist der Zweckbegriff allerrdings der Vorläufer der Sachbegriffe: Sie kommen uns alle wie vorgefunden vor; das ist der Ursprung des dogmatischen Denkens und des dialektischen Scheins.)
JE
- Es ist das erste Mal, dass F. den 'Zweckbegriff' genauer bestimmt: Er ist nicht die unentfaltete Vor- oder Frühform des Sachbegriffs, sondern er ist ein Akt, der Akt der Wahl aus allen Handlungsmöglichkeiten, "die mir einfallen". (Reell: Ich stelle mir wirklich vor, all diese Möglichkeiten seien bereits 'da' gewesen, bevor ich 'auf sie gekommen' bin. Insoweit ist der Zweckbegriff allerrdings der Vorläufer der Sachbegriffe: Sie kommen uns alle wie vorgefunden vor; das ist der Ursprung des dogmatischen Denkens und des dialektischen Scheins.)
JE
(Es gibt hier einen Widerstreit des Ausdrucks und der notwendigen Ansicht, und von der anderen Seite der Sache, die wir denken wollen; nämlich bei aller Bemühung können wir die Untersuchung über die Hauptsynthesis niemals erschöpfen; wir können sonach nimmermehr das Bestimmte und Bestimmende als eins anschau- en, weil beides in der Synthesis auseinander liegt. Dieses Bestimmen und Bestimmtsein ist in der Hauptsynthe- sis eins, diese können wir aber nicht fassen.
Die Philosophie hebt notwendig an mit einem Unbegreiflichen, mit der urasprünglichen Sysnthesis der Einbildungskraft, ebenso mit einem Unanschaubaren, mit der ursprünglichen Synthesis des Denkens, Dieser Akt ist nicht zu denken noch anzuschauen. Es [sic] lässt sich auch also noch bloß die Aufgabe aufstellen, alles Übrige ist erreichbar, da es in der Erfahrung vollzogen wird.)
Kurz, ich denke reell, wenn ich mich gezwungen fühle. Dies kommt daher, weil ich mich bestimmte. Denke ich dieses Bestimmte, so denke ich idealiter, mit letzterem ist kein Gefühl verbunden wie mit dem ersten. -
Nota.
- Fassen, nämlich entweder denken oder anschauen, lässt sich die Synthesis nicht, denn sie ist ja nur als das Übergehen vom einen zum andern; würde es gefasst, könnte es nicht länger übergehen.
Die Hauptsynthesis ist in allgemeinster Formulierung: Ich bestimme Mich. Würde das je gelingen, wäre mit allem Bestimmen Schluss. Bestimmen meiner - und von irgendetwas anderem - als... ist nur möglich, solange ich mich von mir unterscheide. Wenn ich mich zu Ende bestimmt habe und mit mir eins geworden bin, bin ich tot.
JE
Die Hauptsynthesis ist in allgemeinster Formulierung: Ich bestimme Mich. Würde das je gelingen, wäre mit allem Bestimmen Schluss. Bestimmen meiner - und von irgendetwas anderem - als... ist nur möglich, solange ich mich von mir unterscheide. Wenn ich mich zu Ende bestimmt habe und mit mir eins geworden bin, bin ich tot.
JE
Dieses Denken haben wir schon genetisch zusammengesetzt; hier finden wir beides als ein Ganze[s], und wir wollen nun beide auf einander beziehen. Wie wird also eins durch das andere bestimmt? Wir wollen bei der Beziehung des realen Denkens auf das ideale anfangen, also
2.
in der ursprünglichen Synthesis ist mein Zustand von einer Seite betrachtet ein reelles Denken; nun ists unmög- lich, dass //218// derselbe Zustand auch ein Unbestimmtes sei, demnach muss das ideale Denken, da es in dem- selben Zustande vorkommt, selber mit bestimmt werden. -
Das heißt nicht, das Ideale verliert seinen Charakter als Ideales, beides muss beisammen bestehen, weil sonst kein Ich bestehen könnte. Die Freiheit als solche, das Bestimmen, das bloße Vermögen wird selbst gesetzt als ein bloßes Vermögen, das Ich wird als Seele zur Substanz mit dem und dem bestimmten Vermögen, weder mit mehr oder weniger (von Gemütsvermögen ist nicht die Rede).
Substanz ist ein bloßes Vermögen, das selbst in Schranken eingeschlossen wird, aber Vermögen ist es nur, inwiefern es durch die Einbildungskraft hindurch gesehen wird. Ein begrenztes Vermögen ist es, inwiefern jenes Konstruieren der Einbildungskraft durchs reine Denken bestimmt wird.
Wir hatten also hier quasi drei Akte. 1) Ich denke mich als absolute reine Kraft; dies ist Resultat des absolut reinen Denkens. 2) Diese reine Kraft sehe ich durch die Einbildungkraft hindurch, durch ein unendliches Mannigfaltiges der Handlungsmöglichkeiten. Dadurch entsteht mir nun eine zu einem unendlichen Mannig- faltigen Vermögen habende Kraft. 3) Diese Kraft denke ich nun abermals, dies ist nicht das reine Denken sub Nr. 1, ebensowenig der Akt der Einbildungkraft sub Nr. 2, sondern auf beides in seiner Vereinigung gehendes empirisches Denken.
Die Beschränkung des Geistigen kommt von diesem Denken. Das ideale oder reine Denken allein ist produzierend, wodurch Noumene hervorgebracht werden. Alles reelle Denken ist nur begrenzend und teilend das Gemachte; dies ist das leichteste, worauf weiter gebaut wird.
Nota.
- Das reine oder ideale Denken produziert Noumena, da greift das reale Denken teilend und begrenzend hinein, daraus entsteht - nein, nicht eine Welt, sondern das reale Bewusstsein von mir und der Welt.
JE
- Das reine oder ideale Denken produziert Noumena, da greift das reale Denken teilend und begrenzend hinein, daraus entsteht - nein, nicht eine Welt, sondern das reale Bewusstsein von mir und der Welt.
JE
3.
Dadurch wird nun das Ich als Geist etwas Bestimmtes, denn von physischer Kraft ist noch nicht die Rede.
Aber es gibt kein bestimmtes Denken und keines eines Bestimmten ohne Denken eines Bestimmbaren. Das bestimmte Denken ist überall nichts anderes als Übergehen aus Bestimmbarkeit //219// zur Bestimmtheit, vide collegium Logica et Metaphysica. Das empirische Denken ist immer ein Herausgehen aus einem Bestimmbaren, folglich: Zu diesem Bestimmten meiner selbst als Geist tritt mir notwendig ein Bestimmbares hinzu, und so verbreitet sich unser System.
Im Vorbeigehen: Eine vollendete Synthesis hat fünf Glieder, wir haben aber nur drei. A, und von einer Seite β reines Denken und B reales Denken; es muss nun noch von beiden Seiten zwei Enden geben, die finden sich hier. Jetzt bin ich im Gebiete des β; da wird notwendig ausgegangen von einem Bestimmbaren, da wird nun das äußere Glied angeschlossen. Aber dies Bestimmbare werden wir nicht kennen, wenn wir nicht die aufgestellte Bestimmtheit als Begrenzung eines Vermögens noch näher kennen lernen. -
Wir kommern jetzt auf einen wichtigen und leichtverständlichen Punkt, der aber schwer darzustellen ist. Wir wollen erst die Bestimmtheit unserer selbst als Geist näher untersuchen, das zu Bestimmende ist Freiheit, reine Tätigkeit als solche; durch ihre Bestimmung entsteht uns folgender Begriff: Das Freie bin ich selbst, die Bestimmtheit ist Begrenzung meiner selbst; sie ist also außer mir und erscheint als außer mir, ohne mein Zutun, denn es ist eben Beschränktheit meiner Freiheit. Demnach wäre die Bestimmtheit etwas an sich, ein Gegebenes. -
Ferner sollte sie sein
eine Beschränktheit der Freiheit als solcher, und indem sie das ist,
muss sie Freiheit bleiben. Die Freiheit wird begrenzt heißt
nimmermehr, sie kann [nur] so weit gehen, sonst wäre sie nicht begrenzt als Freiheit, und es gäbe [nur]
ein begrenztes Quantum Freiheit. Es ist aber ausdrücklich gesagt, es
soll Begrenztheit der Freiheit als solcher sein, sie soll auch noch
über die Begrenzung hinausgehen. Es soll nicht sein wie eine mechanische
Begrenzung der Kraft, so dass [vielmehr] die Freiheit weiter gehen könnte, aber aus einem in ihr liegenden Grund nicht weiter gehe.
Setzen wir den Begriff zusammen, so haben wir ihn selbst. Eine Beschränktheit, die aus der Freiheit herauskommt, ist Selbstbeschränkung, und diese müsste sie sein. Sie soll aber doch etwas an sich sein, id est ein notwendiges Denken. Also ein notwendiges Denken einer Selbstbeschränkung wäre die aufgestellte Grenze, die durchs Bestimmen des Ideals zu Stande käme, aber dies ist ein Sollen; Bestimmtheit des Seins hingegen ist ein Müssen.
Man //220// denke an den Charakter des Gegebenseins. Das Sollen erscheint uns nicht als durch uns hervor- gebracht dem Grunde nach, es ist etwas, das einmal so ist, durch Denkzwang Vorhandenes; doch ists Be- stimmtheit der Freiheit, eine Bestimmung, die man nicht findet wie bei dem sinnlichen reellen Denken, [sondern eine,] die man hervorbringen soll; aber dass man sie hervorbringen soll, das findet man.
Es ist demnach eine notwendig zu denkende Aufgabe: Darinnen eben besteht das Wesen der Ideen, dass man nur die Regel konstruiert, nach der sie zu Stande kommen sollen; z. B. bei dem unendlichen Raume. So ist es gleichsam etwas Gegebenes, eine sich aufdrängende Aufgabe; zweitens ist es Aufgabe nur, in wiefern man sich dieselbe mit Freiheit auflegt.*
Resultat: Ich finde mich als ein solches, das weder beschränkt ist noch unbeschränkt, sondern nur frei ist, id est durch sich selber ins Unendliche bestimmbar, durch welches eben alles Sein ausgeschlossen wird; nur bleibt die Aufgabe, sich in seinem Fortgange selbst zu beschränken. --
Setzen wir den Begriff zusammen, so haben wir ihn selbst. Eine Beschränktheit, die aus der Freiheit herauskommt, ist Selbstbeschränkung, und diese müsste sie sein. Sie soll aber doch etwas an sich sein, id est ein notwendiges Denken. Also ein notwendiges Denken einer Selbstbeschränkung wäre die aufgestellte Grenze, die durchs Bestimmen des Ideals zu Stande käme, aber dies ist ein Sollen; Bestimmtheit des Seins hingegen ist ein Müssen.
Man //220// denke an den Charakter des Gegebenseins. Das Sollen erscheint uns nicht als durch uns hervor- gebracht dem Grunde nach, es ist etwas, das einmal so ist, durch Denkzwang Vorhandenes; doch ists Be- stimmtheit der Freiheit, eine Bestimmung, die man nicht findet wie bei dem sinnlichen reellen Denken, [sondern eine,] die man hervorbringen soll; aber dass man sie hervorbringen soll, das findet man.
Es ist demnach eine notwendig zu denkende Aufgabe: Darinnen eben besteht das Wesen der Ideen, dass man nur die Regel konstruiert, nach der sie zu Stande kommen sollen; z. B. bei dem unendlichen Raume. So ist es gleichsam etwas Gegebenes, eine sich aufdrängende Aufgabe; zweitens ist es Aufgabe nur, in wiefern man sich dieselbe mit Freiheit auflegt.*
Resultat: Ich finde mich als ein solches, das weder beschränkt ist noch unbeschränkt, sondern nur frei ist, id est durch sich selber ins Unendliche bestimmbar, durch welches eben alles Sein ausgeschlossen wird; nur bleibt die Aufgabe, sich in seinem Fortgange selbst zu beschränken. --
*Nota.
- Die Wissenschaftslehre ist keine Entstehungsgeschichte des Bewusstseins, sondern ein Modell der Vernunft.
Sie zeigt, dass und insbesondere an welchen Stellen durchgehend
Freiheit der Bestimmungsgrund des vernünftigen Handelns ist - und wo dem
Ich die Freiheit zur Unvernunft bleibt. Dies ist eine solche Stelle.
JE
Dies ists, woduch ich mir zu einem Begriffe und mir selbst fasslich werde. Diese Aufgabe mich, selbst zu bestimmen, hier ward uns nur um die Bestimmtheit zu tun, um die Bestimmbarkeit einzusehen [sic]. Was ist also die Bestimmbarkeit? Oder: Wie geht man vom Denken der Bestimmtheit zur Bestimmbarkeit über? Was ist denn nun das, aus welchem ich mich herausgreife?
Das Bestimmte ist reiner Geist, also auch das Bestimmbare ist reine Geistigkeit, id est Welt vernünftiger Wesen außer mir. Also das Entstehen meiner als Individuum ist etwas Genetisches. Ich erzeige mich als Individuum [dadurch], dass ich mich aus dem Vernunftgreiche herausgreife.
Die reine Ichheit ohne Grenzen und die empirische Ichheit, woher kommen sie? Letzterer Begriff wird erzeugt durch ein Herausreifen, wie der Ofen [sic], nur mit dem Unterschiede, dass erstes aus dem Vernunftreich her- ausgegriffen ist. Nur muss klar sein, dass das Sollen, der kategorische Imperativ, zugleich ein theoretisches Prinzip ist. Was treibt uns zu der Annahme vernünftiger Wesen unseresgleichen außer uns?
Nota.
- Weiter oben hörten wir es anders herum, da war es eben die Selbstheit der Person,
die sich aus dem Reich der Vernunftwesen 'herausgriff'; also nicht die
'reine Ichheit ohne Grenzen', sondern die 'empirische' Ichheit. Ich tippe darauf, dass Krause hier F. nicht richtig verstanden hat.
JE
JE
//221//
Wir beziehen das Ideale auf das Reale. Bestimmtheit, Fixiertsein ist der Hauptcharakter desselben, dies Realen sowohl als Denken als des Subjekts, das durch dies reale Denken entsteht. Das Denken steht bei dem Realen gleichsam still und ist nicht, wie bei dem Idealen, in Bewegung.
Was ist nun in diesem Realen das Gedachte? Die produzierende Einbildungskraft und, da hier Bestimmtheit eintrifft [sic], die Einbildungskraft im Produzieren. Es ist ein Produkt der Einbildungskraft, also was ists?
Die Einbildungkraft synthetisiert ein unendlich teilbares Mannigfaltiges, nun ist dieses hier ein Stehendes - daher, weils ein Objekt der realen Tätigkeit ist. Demnach wird nicht aufs Mannigfaltige gesehen, sondern aufs Eine. Es ist das Erblickte ein Teilbares bis ins Unendliche, es ist teilbarer Stoff, Materie im Raume. Eben die Vereinigung des Mannigfaltigen, wo auf die Vereinigung nur gesehen wird, macht es zur Materie. Darauf wird sich nun das Ideale beziehen und das Reale dadurch affiziert werden und sein Gepräge erhalten.
In demselben Zustande nämlich, da ich bestimmt denke, denke ich zugleich geistig und frei, mithin muss diese Freiheit auch aufs bestimmte Denken Einfluss haben und seine Spur zeigen. Welches ist nun dieses Produkt des Idealen im Bestimmen? Nichts anderes als das ideale Denken selbst, also ein sich-Bestimmen, Selbstheit, Freiheit müsste doch in demselben liegen.
Das Reale ist liegende tote Materie, aber es wird gedacht durch ein frei tätiges Wesen und ist dessen Bestimmung; es muss also noch das Gepräge desselben tragen, wodurch es auch nur fähig ist, Gegenstand desselben zu werden.
4.
Wir beziehen das Ideale auf das Reale. Bestimmtheit, Fixiertsein ist der Hauptcharakter desselben, dies Realen sowohl als Denken als des Subjekts, das durch dies reale Denken entsteht. Das Denken steht bei dem Realen gleichsam still und ist nicht, wie bei dem Idealen, in Bewegung.
Was ist nun in diesem Realen das Gedachte? Die produzierende Einbildungskraft und, da hier Bestimmtheit eintrifft [sic], die Einbildungskraft im Produzieren. Es ist ein Produkt der Einbildungskraft, also was ists?
Die Einbildungkraft synthetisiert ein unendlich teilbares Mannigfaltiges, nun ist dieses hier ein Stehendes - daher, weils ein Objekt der realen Tätigkeit ist. Demnach wird nicht aufs Mannigfaltige gesehen, sondern aufs Eine. Es ist das Erblickte ein Teilbares bis ins Unendliche, es ist teilbarer Stoff, Materie im Raume. Eben die Vereinigung des Mannigfaltigen, wo auf die Vereinigung nur gesehen wird, macht es zur Materie. Darauf wird sich nun das Ideale beziehen und das Reale dadurch affiziert werden und sein Gepräge erhalten.
In demselben Zustande nämlich, da ich bestimmt denke, denke ich zugleich geistig und frei, mithin muss diese Freiheit auch aufs bestimmte Denken Einfluss haben und seine Spur zeigen. Welches ist nun dieses Produkt des Idealen im Bestimmen? Nichts anderes als das ideale Denken selbst, also ein sich-Bestimmen, Selbstheit, Freiheit müsste doch in demselben liegen.
Das Reale ist liegende tote Materie, aber es wird gedacht durch ein frei tätiges Wesen und ist dessen Bestimmung; es muss also noch das Gepräge desselben tragen, wodurch es auch nur fähig ist, Gegenstand desselben zu werden.
Nota.
- Wenn es erlaubt wäre, aus der Wisenschaftslehre eine positive Metaphysik herauszulesen - nämlich eine Antwort auf die Frage, ob die Welt 'im Grund' aus Stoff oder aus Geist bestünde -, so belegt diese Stelle hinreichend: 'Wenn ich sie nach etwas nennen müsste', so wüsste ich nichts anderes als Materialismus.
JE
- Wenn es erlaubt wäre, aus der Wisenschaftslehre eine positive Metaphysik herauszulesen - nämlich eine Antwort auf die Frage, ob die Welt 'im Grund' aus Stoff oder aus Geist bestünde -, so belegt diese Stelle hinreichend: 'Wenn ich sie nach etwas nennen müsste', so wüsste ich nichts anderes als Materialismus.
JE
Die Absolutheit kann nicht sein Absolutheit des Handelns, sondern bloß Asolutheit des Seins, ein Sein durch seine Natur, durch seine Bestimmtheit. Die Materie wird zu etwas an sich selbst und durch sich selber, ein selbstständiges Ding, da es vorher bloß ein mir vorschwebendes war, es wird für mich ein gegebenes, ganz eigentlich ohne mein Zutun vorhandenes Objekt.
Denn ich bin nur das Freie; alle Beschränkung liegt außer mir. Dieses Beschrän-//222//kende soll nun sein durch sich selbst, was es ist. Es ist hier ebenso wie mit der notwendigen Aufgabe, beides ist etwas ohne [mein] Zutun Vorhandenes. Ich greife mich heraus aus einer Masse von Bestimmbarem, ich lange nicht über die Grenze des Beschränkten hinein [sic].
Es gibt ein Höchstes und ein Niedrigstes. So hier. Das Bestimmbare für geistige Tätigkeit [ist das] Reich der Vernunft; ein Niedrigstes: Ich erblicke mich als Reelles versinnlicht, und die tiefste Versinnlichung ist mein Produkt, zu diesem liegt ein Bestimmbares außer mir, Materie. Aber woher diese? Etwa von mir selbst? Wird mir nicht einfallen. Ich habe es wohl auch selbst gemacht? Nein, denn ich trage auf dasselbe die Selbstständig- keit notwendig über dadurch, dass ich es denke; es wird ein Sein an und für sich, für sich bestehend.
Darinne also liegt der Unterschied. Durch das beschriebene Denken wird das Ding Noumen, id est etwas durch freies Denken Produziertes. Eben das absolute Denken ist ein sich-Denken, und dies geht durch unser Ganzes Bewusstsein hindurch, kommt bei aller Empirie vor und gibt allem von der Einbildungskraft Produzierten inneres Festigen.
Kant sagt: Wir legen der Erscheinung ein Substrat unter, und dieses ist ein Noumen; aber das hat zu mancherlei Missverständnis Anlass gegeben. Das Produkt der Einbildungskraft und das Produkt des reinen Denkens, die Erscheinung und das Erscheinende ist eins. Nur die Philosophie unterscheidet, was im wirklichen Bewusstsein eins ist.
Es liegt der Erscheinung ein Noumen zugrunde; bestimmter so: Die ganze Welt ist Erscheinung und auch Noumen, sie ist Produktion meines ganzen Geistes; dieser ist Denken und Hinschauen, in dem wirklichen Bewustsein handelt er als Ganzes. Beides, Noumen und Anschauung, ist eins, nur von verschiedenen Seiten durch die notwendige Duplizität des Geistes angesehen.
Durch dieses reine Denken wird das NichtIch Substanz, aber anders, als es oben das Ich wurde. Da wurde nur die Begrenztheit herbeigeführt, das Materielle war schon, und dies wurde durch das materielle Denken begrenzt, das schon vorhandene Mannigfaltige. Aber hier ist schon die Begrenztheit, und es wird nur das durch sich selbst Bestehende herbeigeführt.
In der Deduktion hebt das Bewusstsein von mir selbst an als dem Bewusstsein eines Unendlichen, und nur dadurch, dass //223// ich die Unendlichkeit nicht fassen kann, dadurch, dass sich mit der unendlichen Anschau- ung die Endlichkeit des empirischen Denkens verknüpft, werde ich mir zum Endlichen.
Umgekehrt, das Bewusstsein der Welt geht ja nicht aus von der Unendlichkeit, sondern von der Endlichkeit. Meiner werde ich mir ganz bewusst, der Welt aber nicht als einer ganzenWelt, sondern einzelner Objekte. Ich fasse meine Begrenztheit auf, das die Absolutheit in sich Tragende kommt erst durch die Idee hinein.
Der Mensch des gemeinen Bewusstseins wohl findet sich ganz, die Welt aber nicht ganz, der Begriff des Universums wird erst allmählich zusammengesetzt. Das Ich als Substanz kommt dadurch zu Stande, dass das ideale Denken begrenzt wird, und das Wesen des Ich besteht daher bloß in Tätigkeit, das NichtIch aber dadurch, dass das reelle Denken vergeistert wird, dann ist es Sein, dessen Wesen nur in Ruhe besteht.
Nota.
- In der Deduktion, d. h. dem 'zweiten Gang' der Wissenschaftslehre, komme ich zunächst als ein Unendliches vor; nämlich dem Philosophen. Der Mensch des gemeinen Bewusstseins - also auch der Philosoph, sofern er nicht auf dem Katheder steht - dagegen findet sich vor als ein Ganzes, nämlich ein Begrenztes. Das Ich als Substanz, als das die Absolutheit in sich Tragende, kommt erst durch die Idee hinein. - Ist es so gemeint, oder bin ich zum banal?
JE
- In der Deduktion, d. h. dem 'zweiten Gang' der Wissenschaftslehre, komme ich zunächst als ein Unendliches vor; nämlich dem Philosophen. Der Mensch des gemeinen Bewusstseins - also auch der Philosoph, sofern er nicht auf dem Katheder steht - dagegen findet sich vor als ein Ganzes, nämlich ein Begrenztes. Das Ich als Substanz, als das die Absolutheit in sich Tragende, kommt erst durch die Idee hinein. - Ist es so gemeint, oder bin ich zum banal?
JE
5.
Alles wird klarer
werden, wenn wir beides jetzt beschränkt denken; das Ideale des
Bestimmten und das Bestimmte des Idealen vereinigen, also Synthesen
vereinigen. Unser Plan ist einfach. Es versteht sich wohl, dass auch
dieses Denken nur ein Denken ist und in einem Moment vorkommt, es also
wohl vereinigt sein muss; was daraus entsteht, haben wir gesehen.
Das jetzt Angezeigte
ist also nichts anderes als ein besonders bestimmtes ideales und
besonders bestimmtes reales Denken, beide sind auch unzertrennlich. Das
Ich kommt zu Stande durch die Bestimmtheit des idealen Denken, dieses
sehe ich durchs Ding und das Ding durchs Ich. Das erstere geschieht, in
wie fern ich die Freiheit in der Anschauung des Objekts realisieren
kann; letzteres bloß, in wie fern ich meinen Zweckbegriff realisiere.
Ich bin nicht ohne Welt
und meine Welt ist nicht ohne mich. Nun wird, woraufs ankommt, durch
diese wech- selseitige Beziehung auf einander, durch die
Unzertrennlichkeit beider, beides auf eine gewisse Weise weiter
charakterisiert.
//224// A) Das NichtIch durchs erstere. Das Ich wird, weil, wie wir oben sahen, sein Handeln Dauer in der Zeit hat, durch die Zeit hindurch ausgedehnt, es ist zu aller Zeit, die nur gedacht wird. Zeit und Wirkung der Frei- heit sind nur durch einander; nun wird, so gewiss das Ich durch die Zeit ausgedehnt wird, das NichtIch als für sich Bestehendes mitgedacht, daher fällt es als Ding, als Noumen, auch mit in die Zeit und erscheint als seiend zu aller Zeit, weil das Ich das NichtIch immer bei sich führt. Seine Bestimmungen durch die Freiheit des Ich, seine Akzidenzien, verwandeln sich durch die darauf bezogene Freiheit des Ich im Verhältnisse der Zeit.
//224// A) Das NichtIch durchs erstere. Das Ich wird, weil, wie wir oben sahen, sein Handeln Dauer in der Zeit hat, durch die Zeit hindurch ausgedehnt, es ist zu aller Zeit, die nur gedacht wird. Zeit und Wirkung der Frei- heit sind nur durch einander; nun wird, so gewiss das Ich durch die Zeit ausgedehnt wird, das NichtIch als für sich Bestehendes mitgedacht, daher fällt es als Ding, als Noumen, auch mit in die Zeit und erscheint als seiend zu aller Zeit, weil das Ich das NichtIch immer bei sich führt. Seine Bestimmungen durch die Freiheit des Ich, seine Akzidenzien, verwandeln sich durch die darauf bezogene Freiheit des Ich im Verhältnisse der Zeit.
Nota.
- Treffend spricht F. hier von 'meiner' Welt. 'Unsere' Welt ist die Welt der 'Reihe vernünftiger Wesen', aus der ich mich 'auswähle' - so wie mir lebensgeschichtlich 'unsere' Welt als Horiziont vor gegeben ist als Aufforde- rung, 'meine' Welt zu entwerfen.
JE
- Treffend spricht F. hier von 'meiner' Welt. 'Unsere' Welt ist die Welt der 'Reihe vernünftiger Wesen', aus der ich mich 'auswähle' - so wie mir lebensgeschichtlich 'unsere' Welt als Horiziont vor gegeben ist als Aufforde- rung, 'meine' Welt zu entwerfen.
JE
Die Ursache und die
Wirkung sind gleichzeitig, durch den Begriff der Kausalität entsteht
keine Zeit. In der Natur entsteht sonach keine Zeit, die Zeit entsteht
nur im Ich, in dem Begriff der Substantialität, auf das Ich angewendet,
in dem Durchlaufen der Handlungsmöglichkeiten durch die
Einbildungskraft. Dadurch, dass das Objekt bloß Objekt für das handelnde
Ich ist, wird ersteres mit durch die Zeit ausgedehnt.
Dies gibt die Bestimmbarkeit des Objekts für die Wirksamkeit des Ich mit und fällt in die schon bemerkte Lücke. Wir konnten nämlich nur auf ein Produkt der Wirksamkeit des Ich schließen. Nun kommt aber in der Erfahrung ein Zweites vor, auf welches wir beim Produzieren handeln; das ist das NichtIch als Noumen und die mit ihm unzertrennliche Erscheinung.
Dies ist zu aller Zeit schlechthin gegeben, ohne unser Zutun vorhanden, auf dieses geht unsere Wirksamkeit und verändert die Erscheinung, doch so, dass das Dauernde desselben immer bleibe, an dem unsere eigene Selbstständigkeit objektivisiert ist [sic]. Unbegreiflich ists: Wenn ich wirke, verändere ich doch das ganze Ding, denn es ist immer ein Fortgehen von entgegengesetzten Zuständen zu entgegengesetzten Zuständen; und doch soll das Ding immer bleiben.
Es bleibt nichts als das Denken des Dinges, das Noumen, an dieses hängt sich die Identität des Bewusstseins an. Im Ding als dem Bestimmbaren, so wie es gegeben sein soll, ehe wir darauf wirken, kann man die unzer- trennliche Vereinigung des Noumen und //225// des Phänomen [sic] am besten erklären. Dieses Bestimmbare ist nicht formlos, sondern erscheint uns nur als gestaltlos. Das Bestehen durch sich selbst, wodurch es erst zu einem Dinge wird, ist bloß durchs Denken; die Gestalt aber durch die Einbildungskraft. Sie ist aber nur eine verworrene Darstellung unserer Handlungsmöglichkeiten, die in dem Dinge ausgedrückt sind; alles, was ich daraus machen könnte.
Dies gibt die Bestimmbarkeit des Objekts für die Wirksamkeit des Ich mit und fällt in die schon bemerkte Lücke. Wir konnten nämlich nur auf ein Produkt der Wirksamkeit des Ich schließen. Nun kommt aber in der Erfahrung ein Zweites vor, auf welches wir beim Produzieren handeln; das ist das NichtIch als Noumen und die mit ihm unzertrennliche Erscheinung.
Dies ist zu aller Zeit schlechthin gegeben, ohne unser Zutun vorhanden, auf dieses geht unsere Wirksamkeit und verändert die Erscheinung, doch so, dass das Dauernde desselben immer bleibe, an dem unsere eigene Selbstständigkeit objektivisiert ist [sic]. Unbegreiflich ists: Wenn ich wirke, verändere ich doch das ganze Ding, denn es ist immer ein Fortgehen von entgegengesetzten Zuständen zu entgegengesetzten Zuständen; und doch soll das Ding immer bleiben.
Es bleibt nichts als das Denken des Dinges, das Noumen, an dieses hängt sich die Identität des Bewusstseins an. Im Ding als dem Bestimmbaren, so wie es gegeben sein soll, ehe wir darauf wirken, kann man die unzer- trennliche Vereinigung des Noumen und //225// des Phänomen [sic] am besten erklären. Dieses Bestimmbare ist nicht formlos, sondern erscheint uns nur als gestaltlos. Das Bestehen durch sich selbst, wodurch es erst zu einem Dinge wird, ist bloß durchs Denken; die Gestalt aber durch die Einbildungskraft. Sie ist aber nur eine verworrene Darstellung unserer Handlungsmöglichkeiten, die in dem Dinge ausgedrückt sind; alles, was ich daraus machen könnte.
Nota.
- Bemerkenswert
für die ästhetische Betrachtung: die Gestalt der Dinge als Bild meiner
Handlungsmög- lichkeiten: "alles, was ich daraus machen könnte". Gemeint
sind die Dinge, wie sie im praktischen Leben wirklich sind. Das
betrifft auch noch die Dinge im kultischen Bild: nicht nur, was ich
faktisch, sondern auch, was ich im Glauben daraus machen kann. Aber doch
eben ich.
So die Kunst unbeirrt bis in die Renaissance. Erst mit dem Aufblühen der Landschaftsmalerei kommt die Idee auf, die Dinge so darzustellen, wie sie "an sich selber sind"; ohne Hinblick auf das, was ich daraus machen kann. Das ist ein unnatürlicher Blick, er erfordert eine besondere Konzentration, ein absichtliches Absehen von aller Absicht.
Dazu eignet sich kein wirkliches Ding eher als die Landschaft. Und wer sich auf die Darstellung der Landschaft verlegt, wird früher oder später darauf verzichten, 'Handlungsmöglichkeiten' in ihr zu erspähen, und sich auf die Anschauung des 'rein Ästhetischen' beschränken.
Dass die Kunst zeitweilig ungegenständlich wurde, war kaum zu umgehen, hat sich aber auch bald erschöpft. Wo keine Gegenstände sind, sind auch keine Handlungsmöglichkeiten, und die Abstraktion abstrahiert von gar nichts. Die ästhetische Pointe ist ja eben: an den Gegenständen von den wirklichen Handlungsmöglichkeiten abse- hen. Ungegenständliche Bilde wirken seit ein paar Jahrzehnten beliebig und rein dekorativ.
JE
So die Kunst unbeirrt bis in die Renaissance. Erst mit dem Aufblühen der Landschaftsmalerei kommt die Idee auf, die Dinge so darzustellen, wie sie "an sich selber sind"; ohne Hinblick auf das, was ich daraus machen kann. Das ist ein unnatürlicher Blick, er erfordert eine besondere Konzentration, ein absichtliches Absehen von aller Absicht.
Dazu eignet sich kein wirkliches Ding eher als die Landschaft. Und wer sich auf die Darstellung der Landschaft verlegt, wird früher oder später darauf verzichten, 'Handlungsmöglichkeiten' in ihr zu erspähen, und sich auf die Anschauung des 'rein Ästhetischen' beschränken.
Dass die Kunst zeitweilig ungegenständlich wurde, war kaum zu umgehen, hat sich aber auch bald erschöpft. Wo keine Gegenstände sind, sind auch keine Handlungsmöglichkeiten, und die Abstraktion abstrahiert von gar nichts. Die ästhetische Pointe ist ja eben: an den Gegenständen von den wirklichen Handlungsmöglichkeiten abse- hen. Ungegenständliche Bilde wirken seit ein paar Jahrzehnten beliebig und rein dekorativ.
JE
Nun fange ich darauf hin an zu handeln und verändere die Gestalt des Dinges ganz. Was ist[s] denn
nun, welches durch die Zeit des Handelns durch dauert? Bloß mein
Denken mit der verworrenen Darstellung alles dessen, was ich tun könnte,
unter welchem ich aber immer bloß das Eine tue. Beispiel von einem
Baume, von dem man ein Stück nach dem andern abschneiden kann pp.
Dies Beispiel gilt nur von der Wirksamkeit in Gedanken; drum sagt Fichte anderwärts: Substanz ist Akzidens in der Vereinigung, ihre Form ist das vereinigte Denken, und dieses ist das ideale Denken des Bestimmens. Jedes Ding ist bezogen auf unsere mögliche Wirksamkeit und auf nichts anderes als die Wiederherstellung des Quantums dieser Wirksamkeit.
Unsere Aufgabe ist gelöst. Wir hatten das ideale und reale Denken selbst als vollkommene Synthesis aufzustellen. Dies ist geschehen, das Bestimmbare in beiden ist angegeben, beide sind durch einander bestimmt, β-γ ist vereinigt, die Bestimmtheit meiner selber mit dem Reiche der Vernunft überhaupt, auch B und C, die Bestimmtheit meines Wirkens als sinnlicher Akt mit dem Objekt, worauf dieses mein Wirken geht: C.
Beide Glieder sind vereinigt, indem ich mich, da* ich gleich teils Individuum bin, teils Geist bin, nicht erblicken kann ohne Ding, das mir zunächst liegend ist: mein Produkt, entfernt liegend aber ein Objekt (Materie) ist, und umgekehrt das Ding nicht ohne mich.
*) in Krauses Ms.: dass
Dies Beispiel gilt nur von der Wirksamkeit in Gedanken; drum sagt Fichte anderwärts: Substanz ist Akzidens in der Vereinigung, ihre Form ist das vereinigte Denken, und dieses ist das ideale Denken des Bestimmens. Jedes Ding ist bezogen auf unsere mögliche Wirksamkeit und auf nichts anderes als die Wiederherstellung des Quantums dieser Wirksamkeit.
Unsere Aufgabe ist gelöst. Wir hatten das ideale und reale Denken selbst als vollkommene Synthesis aufzustellen. Dies ist geschehen, das Bestimmbare in beiden ist angegeben, beide sind durch einander bestimmt, β-γ ist vereinigt, die Bestimmtheit meiner selber mit dem Reiche der Vernunft überhaupt, auch B und C, die Bestimmtheit meines Wirkens als sinnlicher Akt mit dem Objekt, worauf dieses mein Wirken geht: C.
Beide Glieder sind vereinigt, indem ich mich, da* ich gleich teils Individuum bin, teils Geist bin, nicht erblicken kann ohne Ding, das mir zunächst liegend ist: mein Produkt, entfernt liegend aber ein Objekt (Materie) ist, und umgekehrt das Ding nicht ohne mich.
*) in Krauses Ms.: dass
Nota I.
- Oder, wie der Phänomenologe sagt, zuerst waren die Dinge zuhanden, bevor sie vorhanden sein konnten.
Nota II.
- 'Das Ideale' ist überhaupt nur da, um das Reale verständlich zu machen.
Ideal liegt dem Ich zu Grun- de das Wollen-überhaupt: unendlicher
Trieb, Streben. Real verbraucht die endliche Wirksamkeit allerdings
Kraft. Es reicht nicht, dass ein Produkt entsteht: Auch die verbrauchte
Kraft - Quantum der Wirksamkeit - muss wiederhergestellt werden, um das
endliche, empirische, reale Ich zu erhalten.
JE
§ 18 [Zusammenfassung]
Da das Ich in dem
Anschauen seines reinen Denkens zugleich bestimmt ist, so wird ihm
notwendig dieses reine Denken selbst (das heißt, das Ich als Produkt //226//
dieses Denkens als freies Wesen) ein Bestimmtes. Ein freies Wesen als
solches kann aber nur bestimmt sein durch die Aufgabe, sich selbst mit
Freiheit zu bestimmen. Indem das Ich dieses denkt, geht es von einer
Sphäre der Freiheit überhaupt als Bestimmbaren über zu sich als dem in
dieser Sphäre Bestimmten, und setzt sich dadurch als Individuum, im
Gegensatz mit einer Vernunft und Freiheit außer sich.
Das Denken des Ich als [eines] freien, aber beschränkten Wesens und das des NichtIch als [eines] für sich bestehenden Dinges sind gegenseitig durch einander bestimmt. Das Ich schaut an seine Freiheit nur in den Objekten seines Handelns, und es schaut an diese Objekte nur, inwiefern es mit Freiheit auf sie handelt.
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